Pop-Kultur | King Khan und Saba Lou über Outsider-Art

„Ich war mein ganzes Leben Outsider“

Nordindische Märchen, Rattenfresser, Performance-Artist Joe Coleman und verschwundene indigene Frauen in Kanada. Das alles verbinden King Khan und seine Tochter Saba Lou in „Rat-Tribution Now“. Ihr Kurzfilm für das Pop-Kultur Festival 2020 ist eine Hommage an das Outsidertum.

Punk-Rock und Rütli-Schule

Neben großen den großen Pop-Gesten sehen wir auf dem Pop-Kultur-Festival seit 2015 immer wieder abseitigere und diversere Künstler*Innen. Glücklicherweise. Denn die Freaks im Underground von heute sind oft die Pop-Phänomene von morgen. King Khan ist allerdings nach wie vor Underground, am bekanntesten dürfte wohl sein Soul-Punk-Projekt King Khan & The Shrines sein.

King Khan wächst als Kind indischer Einwanderer ein Kanada auf. Ende der 90er zieht der Musiker nach Deutschland – wieder als Einwanderer also. Seine Tochter Saba Lou geht in Berlin auf eine Neuköllner Grundschule, die später zum zeitweise berüchtigten Rütli-Schulkomplex gehört.

Eishockey und Jazz

Die beiden kennen sich also aus mit dem, was außerhalb der dominanten Gesellschaft passiert. Auch ihre gemeinsame Auftragsarbeit „Rat-Tribution Now“ verbindet Geschichten, Mythen und Probleme von Outsider*innen. King Khan hat eine Story geschrieben, die auf einem nordindischen Märchen basiert. Der Performance-Künstler Joe Coleman spielt eine Rolle, die marginalisierte Gruppe der “Musahar” (im indischen Bhojpuri-Dialekt = „Rattenfresser“) sind darin verwoben. Die von Saba Lou bebilderte Kurzgeschichte ist zudem verschwundenen indigenen Frauen in Kanada gewidmet. Denn King Khan fühlt sich mit all diesen Outsidern verbunden:

Ich war mein ganzes Leben Outsider. Ich war einer der wenigen indischen Menschen in der High School. Wenn wir in der Kälte draußen Eishockey gespielt haben, war ich im Team mit dem chinesischen Jungen aus meiner Straße und wir haben gegen die französischen Kids gespielt. Ich glaube auch, dass ich von der Kunst der Beatniks so angezogen war, weil sie sich mit Jazz verbunden fühlten. Und Jazz zu ihrer Zeit auch Outsider-Musik war. – King Khan über seine Vorliebe für ausgegrenzte Kunst.

Hat seine Tochter, die bildende Künstlerin Saba Lou in Deutschland ähnliche Erfahrungen gemacht? Warum hat King Khan seine Organisation „Global Solidarity Forever“ gegründet? Und wie war es für ihn, als analoger Bühnenprofi plötzlich im rein digitalen Raum agieren zu müssen? Diese Fragen beantworten King und Saba Lou Khan im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Erll.

Die Arbeiten der Künstler*innen für das Pop-Kultur Festival 2020 könnt ihr ab dem 26. August 2020 auf pop-kultur.berlin/shows sehen. Außerdem seht ihr an den Festivaltagen jeweils ab 20:15 Uhr eine Compilation der Beiträge als abendfüllende Show auf Youtube. In Part III ist „Rat-Tribution Now“ zu sehen:

Redaktion