Popfilter | Egotronic – Raven gegen Deutschland

Das Unbehagen in der Kultur

In der Musik seiner Band Egotronic verband Torsun Burkhardt Hedonismus und politischen Protest. Mit 49 Jahren ist der Musiker letzte Woche gestorben. Im Popfilter erinnern wir an den „Raver gegen Deutschland“.

Wir haben einfach ‘ne scheiß Lage. Man ist hier überfordert von ‘ner Handvoll Flüchtlingen. Da hab ich gar keinen Nerv mehr freundlich zu argumentieren, sondern da sag ich halt: ihr seid einfach Scheiße oder ihr seid Arschlöcher. 

Das erzählt uns Thorsten „Torsun“ Burkhardt beim Dockville-Festival 2016. Aus seiner Abneigung gegen Rechtsextremismus, Geschichtsrevisionismus und Antisemitismus hat er kein Geheimnis gemacht. Eigentlich stammt der Musiker aus Bensheim bei Frankfurt am Main. In Berlin gründet er Anfang der Nullerjahre das Projekt König Ego, das später in Egotronic übergeht.

Meinungsstark und direkt

Die hyperaktiven Songs heißen „Tolerante Nazis“, „Raven gegen Deutschland“ oder „Exportschlager Leitkultur“. Sie kombinieren agitatorische Texte, Game Boy-Sounds und Stampfbeats mit Spaß und Party machen. In den Texten werden Missstände nicht nur benannt, sondern geradezu herausgeschrien.

Gemeinsam mit Björn Peng gründet er die Initiative „Artists against Antisemitism“, der sich bald zahlreiche Künstler*innen anschließen wie Tocotronic und Sebastian Krumbiegel.

Songs für die Therapie

Gesundheitlich wird Burkhardt erstmals vor zehn Jahren gebeutelt. Seine Autoimmunerkrankung rheumatische Arthritis lässt sich aber mit Medikamenten behandeln. Im März 2023 verkündet er auf Instagram, dass er unheilbar an Krebs erkrankt sei. Er veröffentlicht das Album „Songs to discuss in therapy“ mit seinem neuen Projekt Torsun & The Stereotronics. Vor kurzem erscheint die Egotronic-Werkschau „Das Unbehagen in der Kultur – Ausgewählte Werke 2001-2021“.

Am 30. Dezember ist Torsun Burkhardt gestorben. Wir sagen danke und rave on, Torsun. Hier könnt ihr den Popfilter hören und abonnieren.

Redaktion