Reingehört: Honig – It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost

Der Geist und der Kolibri

Ein Jahr wollte Honig-Frontmann Stefan Honig von seinem Beruf als Kindergärtner Pause machen. Das war 2012. Mit dem neuen Album „It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost“ wird er wohl auch nicht so schnell wieder zu den Kids zurückkommen.

Stefan Honig allein an der Gitarre. Das Album fängt genauso an wie Honig damals selbst angefangen hat. Beim ersten Song „Leave Me Now“ stellt man sich vor, wie er abends mit einem Glas Wein auf dem Sofa sitzt und Gitarre spielt. Der Opener ist aber der einzige Song mit ihm allein.

 Vom Sofa in den Proberaum

Seine Band gehört jetzt fest zu Honig. Dadurch hat die Musik an Ideen gewonnen. Beim letzten Album hatte Stefan Honig die Lieder noch komplett alleine geschrieben. Jetzt hat er zum Songschreiben umgesiedelt, vom häuslichen Sofa in den Proberaum, damit die ganze Band mitschreiben kann.

Es ist auf jeden Fall jetzt eine ganz andere Geschichte und deutlich bandfokussierter. Wir haben gerade auf einem Festival gespielt und da merkst du einfach, dass die neuen Songs diese fünf Leute brauchen. Durch ihren Stil und ihre Art zu spielen haben sie die schon sehr geprägt.

Zuhören statt nur hören

Immer wieder fallen beim Hören neue Facetten auf. Hier fidelt kurz die Geige, da mal kurz ein Akkordeon oder das Banjo treibt den einen oder anderen Song vorwärts.

Honig schreiben Songs mit Liebe zum Detail. Verträumte Gitarrenballaden, dieses Mal zum Teil mit elektronischen Drums und auch ein paar schwungvolle Folk-Sounds gibt’s auf dem Album. Was die Texte seiner Lieder angeht, hält sich Stefan Honig aber gern bedeckt.

Es sind viele persönliche Sachen, die ich den Songs verarbeite. Mir ist es immer auch ein Anliegen, den Leuten nicht zu sagen, was ich mir dabei gedacht habe. Ich hab‘ es gern, wenn sich die Leute selber ihre Gedanken machen, wenn sie die Songs hören. Wenn man mich persönlich trifft und mal Lust hat, zu wissen, was ich mir gedacht habe, dann erzähl‘ ich das auch gerne. Aber an sich schreibe ich die Songs, um Assoziationen hervorzurufen.

 

Bei Honig geht es um persönliche Stories. Das gilt auch für den etwas sperrigen Albumtitel „It’s not a Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost“.

Den Titel des Albums trag‘ ich schon eine Weile mit mir rum. Ich bin früher mal mit meinen Eltern in den USA gewesen, da ist mir ein Kolibri vor die Nase geflogen. Und das Erlebnis hat sich letztens auf einer USA-Tour wiederholt. Kurz nach der Reise damals ist mein Vater verstorben. Wir sind dann abends am Lagerfeuer mal darauf gekommen, dass der Kolibri bestimmt der Geist meines Vaters war.

Die armen Kinder…

Honig wollen, dass man sich mit ihren Songs auseinandersetzt. Musik soll nicht immer nur im Alltag nebenherdudeln. Für Honig darf der Wert der Musik nicht verloren gehen. Deswegen gibt’s ihre Alben immer auch auf Vinyl zu kaufen. Da zappt man nicht einfach weiter, wie bei billiger Fernsehunterhaltung.

Jede Facette der Songs kann wirken und das ist auch jede Nummer auf dem Album wert. Und Frontmann Stefan Honig wird wohl länger nicht als Kindergärtner arbeiten. Eigentlich wollte er nur ein Jahr Pause für die Musik machen. Das war vor zweieinhalb Jahren. Mit „It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost“ sieht es nicht so aus, als würde er so schnell wieder Kinder hüten.