Reingehört: Mount Kimbie – Cold Spring Fault Less Youth

Nicht gerade klein dürften die Erwartungen an die neue Mount-Kimbie-Platte gewesen sein. Ihr Erstling „Crooks & Lovers“ war maßgebend für das Genre verantwortlich, welches später Post-Dubstep getauft werden sollte. Wir haben in die neue Platte „Cold Spring Fault Less Youth“ reingehört und waren doch sehr überrascht.

Der Sprung vom Liebhabertum in die Weiten des Pop-Kosmos. So könnte man den ersten Eindruck beschreiben, den Cold Spring Fault Less Youth hinterlässt. Mount Kimbie wollen mehr als nur Stellvertreter für ein Subkultur-Genre sein. Post-Dubstep war gestern. Bereits der Labelwechsel vom Dance-orientierten Hotflush zum breiter aufgestellten Warp ließ darauf hin deuten, dass die beiden Londoner ihre Ideen künftig in größerem Rahmen überdenken. Dieser Hauch von Ernsthaftigkeit scheint nach Hören des Albums allerdings durchaus schlüssig. Die Zeiten in denen Dominic Maker und Kai Campos nach der Uni im Studentenwohnheim Musik produziert haben sind lange vorbei.

Aus Tracks werden Songs, hoch gepitchte Voice-Samples zu ausgereiften Vocal-Parts. Neben ihrer eigenen Stimmen haben Mount Kimbie Unterstützung vom Kollegen King Krule bekommen, der sich optimal in das neue Klangbild einbettet. Doch es ist nicht nur die Entscheidung für Vocals, die den neuen Charakter prägt. Die Produktionen klingen weitaus aufgeräumter. Reduktion, Struktur und Einheitlichkeit durchziehen die gesamte Platte. Hier hat sich jemand ordentlich was vorgenommen. Dementsprechend eindeutig kommt die Konstruktion daher und fühlbare Spontanität sucht man vergebens. Magische Momente entstehen hier dennoch, nur anders.

Alles andere als typisch

Mit dem Song Home Recording machen sie den Einstieg leicht. Ein erstaunlicher Opener, der jede Erwartungshaltung gegen die Wand fahren lässt. Bläser und Orgel sind nicht gerade die ersten Instrumente an die man bei Mount Kimbie denkt. Mit Eintritt der Drums schreitet der Titel deutlich vertrauter voran; doch nur von kurzer Dauer. Die nächsten Minuten bringen dem Hörer sanfte Pop-Melodien höchster Güte, unterstützt von gewohnt halligen Gitarrenklängen. Momente dieser Art gibt es auf Cold Spring Fault Less Youth häufig. Vor allem bei You Took Your Time und Meter, Pale, Tone, den beiden Stücken mit dem jungen King Krule, wird klar: Mount Kimbie sind erfolgreich den nächsten Schritt gegangen.

Auch die erste Single-Auskopplung Made To Stray steht stellvertretend für die neue Ästhetik. Im Rahmen des Albums steht hier die Tanzfläche am ehesten im Mittelpunkt. Die Idee des Gesamtkonzepts bleibt trotz allem erkennbar. Ein Stück für die Clubs und für das Radio. Der bisherige Einfluss von Dubstep weicht nun traditionelleren Dance-Genres wie House und Techno. Die Wende gelingt ihnen erstaunlich gut. Experimentelle Ausbrüche sollte man jedoch nicht erwarten.

Vom Produzenten-Duo zur Band

Um die zentralen Songs reihen sich Instrumentals, die vor allem durch ihren akustischen Anstrich ins Auge fallen. Hier ein Piano, dort ein Drum-Kit. Alles gespickt mit catchigen Riffs und dem orgelartigen Synth-Pad, dass sich über die ganze Platte zieht. Im Gegensatz zu ihrem Debüt von 2010 hat man hier eher das Gefühl eine Rockband zu hören.

Zwei Jahre Wartezeit auf ein erneutes Lebenszeichen haben sich gelohnt. Mount Kimbie tauschen auf ihrem neuen Album naive Genialität gegen konzentrierte Strategie. Sicherlich kein schlechter Tausch. Wer über diese Platte erstmals auf ihre Musik trifft, bleibt sicherlich am Ball. Für Fans der letzten Platte wird die Begegnung nicht zwingend schlechter, jedoch unerwartet. Denn so prächtig Cold Spring Fault Less Youth den Hörer auch trifft, ein wenig vermisst man die altbekannten Stolperattacken und Schlafzimmer-Claps doch.