Reingehört: When Saints Go Machine – Infinity Pool

Schweden und Popmusik, das ist wie Italien und Eis oder Mexiko und Guacamole: Das gehört einfach zusammen. Aber nicht nur Schweden hat musikalisch viel zu bieten. Vor allem das kleine Dänemark exportiert in den letzten Jahren durch die Bank tolle Bands. Eine dieser Bands, When Saints Go Machine, hat jetzt ihr drittes Album „Infinity Pool“ veröffentlicht.

Hip Hop Beats, ein Rapper – Moment, ist das wirklich die richtige Platte? Sie ist es. Infinity Pool von When Saints Go Machine überrascht vom ersten Beat an – und von da an jede der 46 Minuten bis zum letzten Takt. Dabei sollte man genau das mittlerweile von den vier Dänen gewohnt sein. Denn so war es auch auf ihrem vorigen Album, dem versponnenen Konkylie – ein großer Chartserfolg in ihrer Heimat.

Doch mit Konkylie hat Infinity Pool nur noch wenig gemein. Wie die beiden Namen der Alben schon andeuten – Konkylie ist das dänische Wort für das Muschelhaus der Einsiedlerkrebse – haben sich When Saints Go Machine von der Natur in die Zivilisation vorgewagt: der Sound auf „Infinity Pool“ ist urban, die Lyrics kreisen um Konsum und Vergänglichkeit. Was passt da besser als ein Rap-Track zur Einstimmung?

Vier Perspektiven, ein Ergebnis

Nikolaj Vonsild, Silas Moldenhawer, Jonas Kenton und Simon Muschinsky verstehen sich in aller erster Linie als Produzenten, erst danach als Band. Und so ist das Album auch nicht wie gewöhnlich in einer gemeinsamen Studiosession entstanden, sondern gleichzeitig an vier verschiedenen Orten. Jeder der vier basteltete für sich an einzelnen Elementen, die sich dann nach und nach zu Tracks und Songs entwickelten. Modulierte, geloopte Gitarren und orchestrale Streicher fügen sich so ganz organisch in schimmernde Synthies und schaffen einen komplexen Klangraum zwischen Natur und Technik.

In diesem Raum schwebt Nikolaj Vonsilds ätherischer Gesang. Sein Falsett bricht zwischen den Silben, umhüllt wie Nebel die computergenerierten Klänge und verflüchtigt sich wieder. Textzeilen verschwimmen, er nutzt seine Stimme als Instrument: flatternd, körperlos.

Als Cyberspace noch ein Ort der Utopie war

Die Songs sind eigenwillig gestaltet und folgen selten klassischen Popsong-Strukturen. Intros werden ausgiebig zelebriert, Breaks und sogar Stille treffen den Hörer immer wieder an unerwarteter Stelle. Doch bei aller Experimentierfreude bleiben When Saints Go Machine ein Club-Act. Und so wummern die Bässe, fordern zarte Beats zum Tanz auf.

Die Sea-Punk-Ästhetik mit 90er 3D-Animation eines sogenannten Infinity Pools auf dem Albumcover ist zwar mittlerweile auch nix neues mehr – trotzdem gibt das Cover perfekt den Höreindruck des Albums wieder, denn es erinnert an eine Zeit in der das Netz, der Computer, verheißungsvoll schien und der virtuelle Cyberspace ein Ort der Utopie war. Wenn die eklektische blogging-plattform Tumblr einen Sound hätte, dann wäre es dieser hier.