Reingehört: Young Rebel Set – Curse Our Love

Die Stadt Stockton-on-Tees ist ungefähr so berühmt wie Oberhausen. Die alte Industriestadt im Nordosten Englands zählt neben Schiffswerften, der ersten öffentlichen Eisenbahn und dem ältesten Bahnhof der Welt vor allem jede Menge Pubs zu ihren Sehenswürdigkeiten. Nicht verwunderlich also, dass gerade hier das Revival des etwas in Vergessenheit geratenen Musikgenres „Pub-Rock“ seinen Anfang genommen hat. Ganz vorne mit dabei sind Young Rebel Set mit ihrem Debütalbum „Curse Our Love“.

Der Pub in seiner Funktion als soziokulturelles Zentrum dient seit jeher dazu, nach der Arbeit ein schön schales Ale zu kippen, eine Runde Dart zu spielen und über den Chef zu lästern. Oder auch um Bandmitglieder zu rekrutieren. So geschehen im Falle von Young Rebel Set: Sänger Matty Chipchase traf seine Mitstreiter beim abendlichen Gelage. Schnell waren geschmackliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede abgesteckt und die Jungs entschlossen sich, gemeinsam Musik zu machen.

Wir haben ganz unterschiedliche Einflüsse, nicht nur die Klassiker wie Bob Dylan, Springsteen, Johnny Cash. Wir mögen verschiedene Sachen, aber bei denen sind wir uns einig und haben deshalb diesen Weg eingeschlagen.

„Dieser Weg“ heißt im Fall von Young Rebel Set eine Art Arbeiterklassenfolkrock mit Anklängen von The Pogues, The Clash und Billy Bragg. Mit dieser Mixtur konnten sie sich in der englischen Heimat schnell eine enthusiastische Fangemeinde erspielen. Auch auf dem Kontinent war man auf das Septett aufmerksam geworden.

Vor anderthalb Jahren hat uns ein Typ aus der Schweiz kontaktiert um ein paar Shows zu buchen. Er kannte die Leute von Grand Hotel van Cleef und als nächstes rief Thees Uhlmann an und sagte, er wolle sich eine unserer Shows in Newcastle anschauen. Er kam also zu dem Konzert und eine Woche später wollte er uns unter Vertrag nehmen. Damals dachten wir aber, lass es uns ruhig angehen und langsam aufbauen. Dann gegen Ende 2010 haben wir entscheiden, dass wir es doch mit ihnen versuchen wollen.

Gesagt, getan. Das Debütalbum Curse Our Love ist vor kurzem erschienen und die Aufnahmen scheinen trotz der gerne zelebrierten Raubeinigkeit der Band ein Spaziergang gewesen zu sein.

Wir haben immer irgendwelche Ideen und wenn die nicht funktionieren, dann machen wir Vorschläge, wie man es anders machen könnte. Zum Beispiel: Das klingt gut, das braucht einen anderen Drumbeat, spiel den Bass ein bisschen härter usw. Jeder steuert etwas bei, aber letztendlich entscheidet der Songwriter. Wenn der sagt: Nein, ich möchte das es so und so klingt, das war meine Idee, dann ist es eben so. Aber es ist schon eher eine gemeinsame Entscheidung, wir streiten selten über diese Dinge. Wir sind da auf einer Wellenlänge.


Thematisch werden die bekannten Sujets des kleinen Mannes bearbeitet: Freundschaft, Treue, Soldaten die in den Krieg ziehen, Außenseiter, die mit dem Gesetz aneinander geraten und – natürlich – die echte, die bedingungslose Liebe. Dazu gibt es geradlinigen Rock mit Mitsing-Refrain oder beschwingte Folkstampfer mit viel Mandoline und Mundharmonika. Auch für Freunde nordenglischer Diktion ist das Album sehr hörenswert, denn bei Sänger Matty Chipchase klingt „something“ wie „sumfin“ und aus „lovers“ wird „luffers“.

Curse Our Love von Young Rebel Set ist der perfekte Soundtrack für bierselige Pubabende, an deren Ende man die besten Kumpels umarmt und weiß: Das Leben ist doch eigentlich ganz schön.

Redaktion