Saitenwechsel: Eine neue Saison beginnt

Neue Spielzeit, neues Glück

Im Sommer dreht sich die Klassikwelt einen Tick langsamer – Sommerpause. Beim Gewandhausorchester laufen gerade die Vorbereitungen für die nächste Spielzeit an. Wie entsteht das Programm? Wer wählt die Stücke aus und bleibt bei all der Tradition noch Platz für neue Musik? Zeit für einen Saitenwechsel.

+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.+++


Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.

Im Sommer macht die Klassikwelt Urlaub. Und auch das Gewandhausorchester gönnt sich um die sechs Wochen Sommerpause. Im August kommt dann langsam wieder Leben in die Bude. Also haben wir uns schon mal im Gewandhaus umgesehen um herauszufinden, wie das so ist, wenn der Klassikbetrieb in eine neue Saison startet.

Die Ruhe vor dem Sturm

Die Anschlagtafel am Empfang wirkt seltsam leer. Normalerweise stecken hier ganz viele kleine Schildchen mit allerhand Probeterminen. Einzig für den Großen Saal gibt es einen Eintrag: „Nachbereitung Sommerpause“. Gemeint sind damit die Kollegen aus der Technik – die Einzigen, die im Sommer nicht Urlaub haben. Der ganze Technikbereich muss die Renovierungsarbeiten überwachen und frühzeitig überprüfen, ob alles wieder einsatzbereit ist für die neue Spielzeit.

Sonja Epping gehört zu den Mitarbeiterinnen, die nach der Sommerpause als erstes wieder im Gewandhaus sind. Denn bevor hier der erste Ton erklingt, bereiten viele fleißige Hände das Feld für die Musiker. Epping ist Leiterin des Konzertbüros und somit verantwortlich für das Programm der neuen Saison. Aber wie plant man eigentlich so eine Spielzeit?

Volles Programm – auch ohne Chefdirigent

Beim Gewandhausorchester gibt es da zunächst so eine Art Grundgerüst. Also Konzerte, die jährlich immer wieder stattfinden. Beethovens Neunte zum Jahreswechsel, das Weihnachtsoratorium, die Passion in der Thomaskirche. Sonja Eppings Aufgabe ist es dann, dieses zeitliche Gerüst zu füllen.

Die Herausforderung beim Planen so einer Saison ist das Kombinieren von Tradition mit neuer Musik. Epping sagt: Es gibt viel Spielraum, man kann aber auch mit dem alten Repertoire ganz viel neues entdecken.

Für das Gewandhausorchester ist die Spielzeit 2016/2017 eine besondere. Ex-Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly hat die Leipziger Richtung Mailand verlassen und der neue Mann auf dem Chefposten Andris Nelsons nimmt seine Arbeit erst in der Saison 2017/2018 auf. Kann ein Orchester ohne Chefdirigenten seinen typischen Klang beibehalten?

Es ist kein Problem für eine kürzere Zeit. Viele Orchester überstehen das über ein, zwei, drei Jahre, ohne an Qualität oder Identität einzubüßen. Jeder Dirigent prägt ja ohnehin so ein bisschen seinen eigenen Stil und Klang.

100 Jahre Trainingslager

Natürlich orientiert man sich bei der Programmgestaltung auch an diversen Jubiläen. Das Gewandhausorchester feiert in dieser Spielzeit z.B. sein 100. Tour-Jubiläum. Im November 1916 ging es erstmals auf große Konzert-Tournee. Mit dem Orchester auf Tour gehen, das heißt: sich international behaupten und vergleichen, damit man weiß, wo man steht. Vor allem aber, sagt Epping, funktioniert so eine Tournee wie ein Trainingslager.

Im normalen Betrieb ist man nie so lange in einer Besetzung und einem Repertoire beschäftigt wie in einer Tourneephase. Da entsteht nochmal einer sehr viel intensivere Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit dem Repertoire und den Werken, die auf Tournee gespielt werden. Es ist schon immer wieder eine große Erfahrung für alle. Sowohl musikalisch, als auch menschlich.

Im November geht es auf Jubiläumstour. Wie eingespielt die aktuelle Besetzung ist, kann man sich schon Anfang September anschauen, wenn das Orchester aus der Sommerpause zurück ist und den Großen Saal wieder mit Leben füllt.

Die Planung einer Saison geschieht drei bis manchmal sogar fünf Jahre im Voraus.Sonja Epping 

Redaktion