Saitenwechsel: Franz Schubert – Große Sinfonie in C-Dur

Wie ein dicker Roman mit vier Bändern

Ein guter Popsong sagt in dreieinhalb Minuten alles, was gesagt werden muss. Eine Sinfonie dagegen nimmt sich mehr Zeit. Im Fall von Franz Schuberts Großer Sinfonie in C-Dur sehr viel mehr. Was Schubert in 60 Minuten Musik unterbringt und wie er spätere Komponisten beeinflusst, ergründen wir im Saitenwechsel.

+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.+++


Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.

Sie heißt nicht ohne Grund „Große Sinfonie“. Knapp eine Stunde geht die Aufführung von Franz Schuberts „Großer Sinfonie in C-Dur“. „Wie ein dicker Roman mit vier Bändern“, schreibt Robert Schumann, der selbst ein großer Fan von Franz Schubert ist.

Dabei gilt Schubert lange Zeit als ein „Meister im Kleinen“, als ein Komponist von Liedern und Klavierstücken. Der Vorteil: es macht ihn finanziell unabhängig. Denn mit der Publikation seiner Lieder verdient er gutes Geld. Er ist einer der ersten Komponisten überhaupt, die als freischaffender Künstler leben können.

Sinfonie mit Vorbildfunktion

Auf dem großen Podium der Sinfonik war es zu Schuberts Zeiten eh ziemlich schwierig. 1824 wird Beethovens Neunte uraufgeführt und stellt so ziemlich alles in den Schatten. Wie soll man dieses Finale noch toppen?

Tatsächlich ist Schuberts Große Sinfonie in C-Dur ein kleiner Befreiungsschlag. Sie beschreitet neue kompositorische Wege und ist wegweisend für vieles, was danach kommt.

Allein der Hörner-Ruf am Anfang hat viele spätere Komponistn inspiriert. Ganz viele Sinfonien eröffnen plötzlich mit so einem Ruf. Ob Schumanns Frühlings-Sinfonie oder Mendelssohns Lobgesang. Dieses Eröffnungsmodell hat eingeschlagen, hat Vorbildfunktion übernommen, aber auch der liedhafte Gestus von Schuberts Themen.Ann-Katrin Zimmermann 

Jeder Takt ein Juwel

Es dauert allerdings eine Weile, bis die Musikwelt erkennt, was in diesen knapp 60 Minuten Musik alles drin steckt. Erst elf Jahre nach Schuberts Tod kommt es zur Uraufführung unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy im Gewandhaus zu Leipzig. Das Publikum ist begeistert und verlangt weitere Aufführungen. Aus den Spielplänen ist die „Große Sinfonie in C-Dur“ seitdem nicht mehr wegzudenken.

Es ist umso erstaunlicher, dass Schubert ein ganz junger Mann war. Er starb ja mit 31 Jahren und war damit jünger als Mozart, als er gestorben ist. Er hat ein enormes Oeuvre hinterlassen, von einer Reife und Tiefe, die unbeschreiblich ist. In der C-Dur-Sinfonie ist jeder Takt ein Juwel. Sowohl klanglich, als auch melodisch.Herbert Blomstedt 

Warum in der Großen Sinfonie in C-Dur jeder Takt ein Juwel ist und an welchen Stellen sich andere Komponisten später bei Schubert bedient haben, das kann man im Saitenwechsel hören.

Redaktion