Saitenwechsel: Jörg Widmann – Viola Concerto

Ein Konzert, das erst mal ein Konzert werden muss

Szenische Anweisungen, eine Choreografie und ein Bratscher, der auf seinem Instrument herumklopft – das „Viola Concerto“ von Jörg Widmann bietet so manche Skurrilität und bricht mit den Gewohnheiten des Klassik-Publikums. Die Musik wird erst im Laufe des Werks gefunden. Und wir Hörer dürfen daran teilhaben.

+++Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.+++


Saitenwechsel wird präsentiert vom Gewandhausorchester.

Das „Viola Concerto“ von Jörg Widmann beginnt mit einem Musiker, der auf seiner Bratsche herumklopft. Auch im übertragenen Sinn: Was kann man aus diesem Klangkörper hervorzaubern? Und was mit der Bratsche beginnt, zieht sich durch alle Instrumentengruppen des Ensembles.

Es ist ein Konzert, bei dem das Orchester nicht nur irgendwelche Noten abspielt. Vielmehr ist es eine Art Performance, eine Choreografie mitsamt szenischen Anweisungen. An einer Stelle in der Partitur heißt es etwa: „Der Dirigent reagiert leicht irritiert“.

Es ist ein ziemlich weiter Weg, bis das entsteht, was wir Musizieren nennen. Bis diese „normale“ Benutzung der Instrumente das hervorbringt, was wir mit Melodie, Harmonie und Virtuosität bezeichnen. Also ein Konzert, das erstmal ein Konzert werden muss. Das entdeckt, erschlossen und erwandert werden will.Ann-Katrin Zimmermann 

Musik zum Hören und Sehen

Beim „Viola Concerto“ sind szenische Elemente Teil der Komposition. Widmann bricht die sonst eher starren Abläufe des Konzertbetriebs auf und spielt mit den Gewohnheiten des Publikums. Das funktioniert vor allem dann, wenn man das Stück nicht nur hört, sondern auch sieht, was auf der Bühne passiert. Und wer ein bisschen Geduld mitbringt, wird Zeuge, wie aus einer unkonventionellen Geräuschkulisse schlussendlich doch noch Musik wird.

Redaktion