Tracks & Traces | Milky Chance – Troubled Man

Simple Sounds, guter Flow

Mit ihrem Hit „Stolen Dance“ aus dem Jahr 2012 haben Milky Chance mittlerweile die Eine-Milliarde-Streams-Marke geknackt. Nach wie vor konzentriert sich das Duo auf eine Mischung aus elektronischen Beats, akustischer Gitarre und Reibeisenstimme. In Tracks & Traces zerlegen sie ihren neuen Song „Troubled Man“.

Das Wunder von Kassel

Ein eingängiger Beat-Loop, eine Akustikgitarre und ein Sänger mit sehr rauer Stimme spielen sich 2012 in die Hirne der Indie-Kids. Dass hinter dem Sound nicht etwa ein weiterer Tallest Man on Earth aus Schweden oder ein hipper neuer Westküsten-Star aus den USA steckt, sondern Clemens Rehbein und sein Kumpel Philipp Dausch aus dem hessischen Kassel, die gerade Abi gemacht haben, kann damals kaum einer glauben.

Auf dem selbst gegründeten Label erscheint 2013 das Debütalbum mit dem Hit „Stolen Dance“ und einer Mischung aus akustischem Gitarrengeplänkel, Raggae-Anleihen und elektronischen Beats. Die Major-Labels stehen Schlange und lange dauert es nicht, bis sich Milky Chance auf Welttournee begeben und Fans auf der ganzen Welt gewinnen.

Als das Duo während des Lockdown 2020 als einziger deutscher Act beim Corona-Benefizkonzert „One World: Together At Home“ neben Stars wie Lady Gaga, Paul McCartney oder Taylor Swift spielt, wundert das in Kassel schon lange keinen mehr. Mittlerweile gehören Milky Chance zu den international erfolgreichsten deutschen Musikern. „Stolen Dance“ zählt auf Spotify schon über eine Milliarde Streams.

Musikalisches Grundrezept

Den Song „Troubled Man“ haben Milky Chance im Oktober 2022 auf „Trip Tape II“ veröffentlicht. Ein Album, das während der Corona-Pandemie entstanden ist. Wie bei vielen international tourenden Künstler:innen konnte das Duo der Zwangspause auch etwas Positives abgewinnen: Zeit für die Familie und Zeit für neue Ideen und Musik. Dabei folgten sie ihrem alten Rezept:

Schon damals war es super simpel: Nur drei Sounds nehmen, die aber die perfekte Abstimmung zueinander haben, so dass ein geiler Flow entsteht. Das hat mir auch mein Gitarrenlehrer früher gesagt: Nimm dir drei Töne und kriege nur mit diesen drei Tönen die beste Melodie hin. Es muss nicht viel sein, aber es muss halt flowen.

Brasilianische Gitarren & Jahrmarktorgeln

Besonders wichtig bei Milky Chance: Der Gitarrensound. Inspiration lieferte hierfür der brasilianische Folkmusiker Rodrigo Amarante. Mithilfe einer alten Akustikgitarre der bayrischen Marke Framus, die Clemens vor einigen Jahren für 60 Euro auf Ebay geshoppt hat, entstanden die ersten Songideen. Neben den manipulierten Gitarrenspuren und Bass sorgen im Song auch eine Miniorgel, ein Philicorda und ein alter Moog-Synthesizer für interessante Soundstrukturen.

Die Absurdität des Daseins

Der beschwingte Rhythmus des Tracks täuscht über den düsteren Tenor der Lyrics hinweg. Krisen und Konflikte, wie der Ukraine-Krieg lösten auch bei Milky Chance Fragen nach der eigenen Existenz aus: Wo wir geboren werden und aufwachsen, mit welchen Problemen und Konflikten wir konfrontiert werden, ist völlig willkürlich und reiner Zufall.

Wir haben uns gefragt, wie es sein muss für jemanden, der auf diese Erde kommt und der das von ganz außen betrachtet und sieht was wir machen. Und wie bescheuert das rüber kommen muss.

In dieser Folge von Tracks & Traces nehmen Milky Chance ihren Song „Troubled Man“ Spur für Spur auseinander. Ihr erfahrt, was ein Miles-Auto und ein verloren gegangener Rucksack mit den Aufnahmen zu tun haben und warum die Serie „Squid Game“ als Inspiration diente.

Redaktion