Chaos im Jemen

Zwischen Bürgerkrieg und islamistischem Terror

Erneut ist der Jemen in die Schlagzeilen geraten. Am Wochenende erschütterten schwere Anschläge auf Moscheen den Norden des Landes. Den kontrollieren seit Februar die Huthi-Rebellen. Einem der ärmsten Länder der Region droht nun ein jahrelanger Religions- und Bürgerkrieg.

Anschläge und Aufstände

Der Jemen ist gespalten. Huthi-Rebellen haben Anfang Februar die Hauptstadt Sanaa eingenommen und den sunnitischen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi unter Hausarrest gestellt.  Seit es diesem gelang in die südliche Stadt Aden zu fliehen, gibt es zwei Hauptstädte und zwei konkurrierende Regierungen.

Die Konflikte im Jemen reichen weit zurück. Erst seit 1990 gibt es einen einheitlichen jemenitischen Staat. Doch dieser ist instabil. Neben den schiitischen Huthi-Rebellen, die sich margninalisiert und bedroht fühlen, existieren auch südjemenitische Abspaltungsbestrebungen. Während diese bis dato weitgehend unterdrückt wurden, herrscht im Norden seit 2004 ein Bürgerkrieg zwischen der Huthi-Miliz, dem ehemaligen Präsidenten Salih und seinem Nachfolger Präsident Hadi.

Gefährliches Machtvakuum

Trotz eines kurzfristigen Waffenstillstandes 2010 kann Präsident Hadi bisher nicht die verfeindeten Gruppen im Jemen befrieden und das Gewaltmonopol unter staatliche Kontrolle bringen. Dadurch entsteht im Jemen ein Machtvakuum. Dieses nutzt Al-Qaida seit Jahren und hat sich in den Bergen Jemens einen der sichersten Rückzugsorte aufgebaut.

Zu den Anschlägen auf die schiitischen Moscheen hat sich mittlerweile der Islamische Staat bekannt –  die nächste Konfliktpartei, die sich um den Kampf über die Vorherrschaft im Jemen eingeschaltet hat.

Kurzzeitiger Hoffnungsschimmer

Der Jemen hat in den vergangenen Jahren auch schon hoffnungsvollere Zeiten erlebt. Im März 2013 keimte im Land die Zuversicht auf Veränderungen, da ein nationaler Dialog ins Leben gerufen wurde. 565 Teilnehmer berieten zehn Monate lang an einem runden Tisch über die Zukunft des Jemen. Vertreter zahlreicher Bevölkerungsgruppen einigten sich schließlich auf einen Verfassungsentwurf und Neuwahlen. Umgesetzt wurde davon bisher wenig.

detektor.fm Moderatorin Doris Hellpoldt hat mit Marie-Christine Heinze über die innerstaatlichen Konflikte im Jemen und den Einfluss regionaler Kräfte gesprochen. Sie ist Vorsitzende des Center for Applied Research in Partnership with the Orient in Bonn.

Wir können sehen, dass etwas, was eigentlich ein politischer Konflikt über die Kontrolle des Jemen und über den Zugang zu Ressourcen ist, überlagert wird von einem konfessionellen Konflikt, wo dieser Antagonismus zwischen Sunna und Shia genutzt wird, um Leute zu rekrutieren.Marie-Christine Heinze  

Redaktion: Lisa Hänel