Dänemark stellt Wiedereingliederungsprogramm für IS-Rückkehrer vor

Weiche Rückkehr für harte Kämpfer

Anstatt Rückkehrer aus IS-Kriegsgebieten zu bestrafen, will eine Stadt in Dänemark Sanftmut walten lassen. Sie bietet den vom Islamischen Staat Heimkehrenden Hilfe und Unterstützung an.

Es geht um ein heikles Thema: Die Wiedereingliederung von Heimkehrenden aus IS-Kriegsgebieten. Jedes Land muss sich seit einiger Zeit damit auseinandersetzen. Wie man angemessen reagiert, ist umstritten. Das liegt auch daran, dass man in der Regel nicht nachweisen kann, ob und wenn ja, welche Verbrechen eine Person begangen hat.

Eine dänische Lösung

Die zweitgrößte Stadt in Dänemark, Aarhus, hat dafür nun ein besonderes Wiedereingliederungsprogramm entwickelt. Das oberste Ziel ist dabei die erneute Eingliederung in die Gesellschaft. Denn wer nicht isoliert lebt und am alltäglichen Leben in der Gemeinschaft partizipiert, wird weniger (straf-)fällig – so zumindest die Hoffnung der Verantwortlichen aus Aarhus. Durch das Programm will die Stadt Terror in Aarhus vermeiden und verhindern, dass die Heimkehrer abermals nach Syrien oder in den Irak reisen.

Zehn von 16 Rückkehren haben bereits an dem Programm teilgenommen. Vielleicht ist deswegen nur eine Person zur Unterstützung des IS ausgereist, seit das Programm läuft. Der Bürgermeister von Aarhus, Jacob Bundsgaard, hat sich für das Programm gegen verschiedene Gegner durchsetzen müssen. Doch er will den Rückkehrern eine

Chance auf Rehabilitierung und Rückkehr in einen Alltag geben. (Jacob Bundsgaard)

Kritik aus den rechtspopulistischen Reihen

Andere Politiker werben jedoch mit härteren Strafen für Rückkehrer. Die rechtspopulistische Dänische Volkspartei ist inzwischen drittstärkste Fraktion in der Regierung. Deren Zweigstelle in Aarhus kritisiert das Programm als „weiche“ Reaktion. Schließlich komme ein Drittel der radikalen Muslime aus Aarhus.

Ein Vorbild für andere Staaten?

Die Verantwortlichen für das Projekt wurden in verschiedene europäische Länder und in die USA eingeladen, um von ihren Erfahrungen zu berichten. Auch in Deutschland spricht man gerade verstärkt über die richtigen Maßnahmen gegenüber IS-Rückkehrern.

Der Verfassungsschutz in Deutschland hat beispielsweise 1.040 Islamisten als „gewaltgeneigt“ eingestuft. Auch gibt es diverse Präventionskampagnen, um zu verhindern, dass junge Menschen sich radikalisieren. Wenn das Programm jedoch scheitert, muss man sich erneut damit auseinandersetzen, wie mit den Rückkehrern umzugehen ist.

Über das Programm und dessen Erfolge hat detektor.fm-Moderator Alexander Hertel mit Allan Aarslev gesprochen. Er ist Polizist in Aarhus und Experte für das Wiedereingliederungsprogramm, das er tagtäglich in der Exekutive umsetzt.

Manche stellen ein Sicherheitsrisiko für unsere Gesellschaft dar, aber viele andere – und das ist sehr wichtig – sind nicht als erhöhtes Sicherheitsrisiko zu sehen.Allan Aarslev 

Redaktion: Ronja Hoffmann