In Bayern gehen die ersten sieben „Ankerzentren“ in Betrieb, trotz anhaltender Kritik. Aber was genau ändert sich mit den neuen Einrichtungen überhaupt?
„AnkER“, das steht für Ankunfts-, Entscheidungs- und Rückführungszentren. Sie sind Teil des Koalitionsvertrages, die Umsetzung ist jedoch Ländersache. Bayern ist das erste Bundesland, in dem sieben Ankerzentren in Betrieb gehen. Ansonsten ziehen bisher nur Sachsen und das Saarland die Einrichtung solcher Zentren in Erwägung.
Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylsuchende gibt es schon länger. Einige heißen jetzt einfach anders. Jedoch versammeln die neuen Ankerzentren alle wichtigen Behörden unter einem Dach. So soll die Abschiebung von Migranten ohne Bleiberecht beschleunigt werden. Das Innenministerium erhofft sich dadurch, deren Aufenthalt in Deutschland zu verkürzen.
Das Konzept von Sammelunterkünften wird kontrovers diskutiert. Auch, weil mehr als tausend Menschen dort auf engstem Raum zusammenleben sollen. Die Umstände sind besonders für Familien mit kleinen Kindern ungeeignet. Schlechte Lebensbedingungen und fehlende Privatsphäre führen zu Stress, Gewalt und Kriminalität unter den Bewohnern.
Durch die Ankerzentren wird von Seehofer die Lösung eines gesellschaftlichen Problems versprochen, das zweifellos existiert. Aber diese Lösung wird aller Voraussicht nach noch größere Probleme schaffen, als sie tatsächlich zur Lösung beiträgt. – Werner Schiffauer, Migrationsforscher
Über die Sinnhaftigkeit von solchen Zentren und die Lebensbedingungen dort hat detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert mit Migrationsforscher Prof. Dr. Werner Schiffauer gesprochen.
Das Problem ist, dass Seehofer außenpolitisch denkt. Das heißt, es geht um die Abschreckung und weniger um die Integration. Die Intention, künftige Flüchtlinge abzuschrecken, wird auf Kosten der Integration durchgesetzt.Werner Schiffauer
Redaktion: Berit Ström