Hilfsorganisationen im Nahen Osten

Das Geld wird knapp

Sie warten. Seit Jahren. Darauf, nach Hause zurückkehren zu können. In Syriens Nachbarländern wie Jordanien, dem Libanon oder der Türkei sitzen Millionen Flüchtlinge in Lagern fest. Etliche internationale Hilfsorganisationen sind vor Ort. Doch weil deren Mittel immer knapper werden, machen sich seit Monaten viele Menschen auf den Weg nach Europa.

detektor.fm sammelt für eine neue Vormittagssendung


Ob in Jordanien, der Türkei oder dem Libanon – überall werden die Zeltstädte für Flüchtlinge größer. Nach UN-Angaben leben derzeit knapp 7,6 Millionen Syrer als Vertriebene im eigenen Land, weitere vier Millionen befinden sich in Lagern in den Nachbarländern.

Internationale Hilfsorganisationen am Limit

Die betroffenen Länder selbst haben oft weder die finanziellen noch die personellen Mittel, um die Geflüchteten ausreichend zu versorgen. Daher sind im Nahen Osten derzeit zahlreiche internationale Hilfsorganisationen aktiv, um die Flüchtlinge in den Lagern zu versorgen.

Viele der Flüchtlinge sind ja teilweise schon mehrere Jahre in diesen Nachbarländern und harren dort eben im Exil aus. Das stellt natürlich auch die staatlichen Stukturen in Ländern wie dem Libanon, Jordanien und der Türkei vor enorme Herausforderungen. – Martin Rentsch, UNHCR Deutschland

Die Hilfsorganisationen finanzieren sich hauptsächlich aus Beiträgen von Regierungen und Stiftungen, sowie aus Spenden von Privatpersonen. Seit 2011 wütet der syrische Bürgerkrieg, doch das Geld wird immer wieder knapp. „Wir haben so wenig Mittel, dass wir in den nächsten sechs Monaten nicht in der Lage sind, die grundlegendsten Überlebensbedürfnisse von Millionen von Menschen zu bedienen“, warnte zuletzt im Juni der UN-Flüchtlingskommissar António Guterres.

Kritische Lage in Krisengebieten

Ein Hauptproblem, so Martin Rentsch: internationale Geberländer stellen kein Geld zur Verfügung, obwohl sie es zuvor zugesichert hätten:

Wir haben nicht signifikant weniger Geld bekommen, aber der Bedarf in der Region ist extrem gestiegen und deshalb ist einfach mehr Geld nötig. – Martin Rentsch

Während den Hilfsorganisationen das Geld ausgeht, berät die Europäische Union derzeit mit der Türkei darüber, wie die Flüchtlingskrise zu meistern ist. Im Moment wird darüber nachgedacht, der Türkei rund drei Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen, damit das Land im Gegenzug die Grenzen zu Europa dicht macht.

Über die aktuelle Lage in den Flüchtlingslagern im Nahen Osten und die Frage, wie es um die finanzielle Lage der Hilfsorganisation UNHCR steht, hat detektor.fm-Moderator Konrad Spremberg mit Martin Rentsch vom UNHCR Deutschland gesprochen.

Die Zeiten für unsere Organisation sind natürlich viel schwieriger geworden, wir müssen viel mehr bedürftige Menschen unterstützen. Das ist ein klares Resultat der Konflikte, der Kriege, die wir zur Zeit sehen.Martin Rentsch