Interpol weitet Gesichtserkennung aus

Unbeteiligte im Visier?

Interpol baut eine neue Datenbank auf, um eine präzisere Gesichtserkennung zu ermöglichen und mutmaßliche Terroristen aufzuspüren. Die Organisation will dazu auch Daten von Unternehmen verwenden. Kritiker befürchten Probleme mit dem Datenschutz.

Ausbau der Gesichtserkennung

Interpol testet ab April ein neues System zur Gesichtserkennung. Das geht aus einer kleinen Anfrage der Partei „Die Linke“ hervor. Mit der Software sollen in Zukunft islamistische Terroristen identifiziert und aufgespürt werden. Die Ermittlungen gegen mutmaßliche Extremisten gestalten sich bislang oft schwierig. Schließlich ist bei vielen IS-Rückkehrern nicht klar, ob sie noch am Leben sind und wo sie sich aktuell aufhalten. Außerdem verwenden die mutmaßlichen Terroristen bei Personenkontrollen oft falsche Ausweispapiere, was die Identifikation zusätzlich erschwert.

Es geht uns nicht darum, Interpol die Ermittlungen zum Islamischen Staat zu verbieten. Aber Datenschutz und Bürgerrechte gelten grundsätzlich und die darf man auch nicht in irgendeinem Ermittlungsverfahren einfach außer Kraft setzen. – Matthias Monroy, Netzpolitik.org

Kooperation mit der „Industrie“

Genau wie bisher bündelt auch das neue System die Erkenntnisse verschiedener nationaler Strafverfolgungsbehörden. Neu ist aber, dass zur Gesichtserkennung ab sofort auch auf Daten aus der „Industrie“ verwendet werden sollen. Dazu sind in der neuen Software spezielle Schnittstellen angelegt, die eine Integration dieser Informationen in die Datenbanken von Interpol ermöglichen. Wenn private Unternehmen wie YouTube oder Facebook Daten an Interpol weiterleiten, dann könnten auch unbeteiligte Dritte ins Visier von Interpol geraten.

Bei der Ausgestaltung der Zusammenarbeit zwischen den Firmen und Interpol besteht ein großer Interpretationsspielraum. – Matthias Monroy

Interpol startet ein Pilotprojekt zur verbesserten Gesichtserkennung. Über das neue System und dessen Vereinbarkeit mit dem Datenschutz spricht detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang mit Matthias Monroy. Der Aktivist schreibt unter anderem für Netzpolitik.org und arbeitet für den Bundestagsabgeordneten der Linken Andrej Hunko.

Ich finde die politische Dimension an dem Projekt ganz wichtig. Das hat eine relativ große Tragweite, wenn die Polizei das Internet nach bestimmten Bildern durchsucht.Matthias Monroy 

Redaktion: Florian Lehmann