Kampf um Mossul

Verliert der IS im Irak an Macht?

Noch herrscht in der irakischen Stadt Mossul der selbsternannte „Islamische Staat“. Die Stadt gilt als eine der letzten Bastionen der Terrormiliz. Das soll eine Großoffensive der irakischen Armee und der kurdischen Peschmerga ändern.

„Zeit des Siegers ist gekommen“

Das irakische Militär und seine Verbündeten wollen den Islamischen Staat aus Mossul vertreiben. Beobachter gehen davon aus, dass es zu erbitterten Kämpfen kommt. Die Terrororganisation IS hatte die Millionenstadt im Norden des Irak im Juni 2014 unter Kontrolle gebracht. Offiziell rücken seit mehr als einem Jahr internationale Truppen auf die Stadt vor.

Im irakischen Staatsfernsehen verkündete Ministerpräsident Abadi, dass die „Zeit des Siegers“ nun gekommen sei. Inzwischen hat die irakische Armee zwölf Orte südlich von Mossul erobert, die Peschmerga sieben Dörfer östlich der Stadt. Experten gehen davon aus, dass es mehrere Wochen dauern wird, bis das Militärbündnis Mossul vollständig erobert haben wird.

Aber auch das Militärbündnis zersplittert sich in mehrere Kriegsparteien, die ihre eigenen Interessen verfolgen. Neben den Irakern und Peschmerga gibt es auch viele lokale sunnitische und schiitische Milizen sowie die internationale Koalition, die von der USA angeführt wird.

Wer über Mossul entscheidet oder wer Mossul mit beherrscht, der sitzt beim ganz großen Machtpoker mit am Verhandlungstisch. – Daniel Gerlach, Chefredakteur Zenith-Magazin

Extreme Gefahren für die Zivilbevölkerung

Hilfsorganisationen warnen unterdessen vor einer humanitären Katastrophe. Sie fürchten, dass die Zivilbevölkerung als Schutzschild missbraucht wird, und rechnen mit bis zu 700.000 Menschen, die aus dem Irak flüchten wollen. Die Organisationen forderten die Konflikt-Gegner auf, die Zivilisten in Mossul zu schonen. Das Rote Kreuz sicherte Unterstützung zu. Sie würden bereitstehen, sollte es zur Flucht von schätzungsweise einer Millionen Menschen in den kommenden Wochen kommen.

IS-Kämpfer könnten nach Europa kommen

Der EU-Sicherheitskommissar King fürchtet, dass als Folge der Kämpfe in Mossul IS-Kämpfer nach Europa kommen könnten. King sprach davon, dass noch etwa 2.500 IS-Kämpfer im Irak und Syrien kämpften. Wichtig sei jetzt, durch geeignete Maßnahmen Terroristen immer weniger Handlungsmöglichkeiten zu geben und den Widerstand gegen die Terroristen zu erhöhen.

Im Interview mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert hat Daniel Gerlach, Chefredakteur des Zenith-Magazins, die Lage im Irak eingeordnet.

Man kann sich ein Berlin-Szenario vorstellen, wo die Alliierten 1945 einmarschiert sind und die Stadt in Kontrollzonen eingeteilt haben.Daniel Gerlach  

Redaktion

Moderation