Krautreporter-Wochenrückblick | Trump, Türkei und Radikalisierung

Was haben wir gelernt?

Der Putschversuch gegen Erdoğan hat in der Türkei Entlassungen und Verhaftungen zur Folge. Nach dem Parteitag der Republikaner steht fest: Donald Trump ist Präsidentschaftskandidat. Außerdem wird nach den Ereignissen in Nizza und Würzburg immer deutlicher: Gegen Einzeltäter gibt es kein Patentrezept. Was haben wir in dieser Woche gelernt?

Donald Trump als republikanischer Präsidentschaftskandidat

Nun ist es also amtlich: Donald Trump wird bei der kommenden US-Wahl im November als offizieller Präsidentschaftskandidat der Republikaner ins Rennen gehen. Weit mehr als die 1.237 nötigen Delegierten haben auf dem Parteitag der Republikaner in Cleveland, Ohio für ihn gestimmt.

Dabei sind der Parteitag und die Nominierung des Immobilienmoguls nicht ohne Pannen verlaufen: So war die Rede seiner Frau Melania ausgerechnet mit Passagen einer Rede von Michelle Obama gespickt. Die Plagiatsvorwürfe wurden zunächst unter den Teppich gekehrt – schließlich räumte eine Redenschreiberin doch Versäumnisse ein.

Und auch die Rede seines Gegenspielers Ted Cruz ist für Trump nicht positiv ausgefallen: Der texanische Senator stärkte seinem Kontrahenten nicht den Rücken, sondern empfahl den Delegierten lediglich, das zu wählen, was ihnen ihr gutes Gewissen sagt. Dafür erntete Cruz Buhrufe.

Mit Spannung erwartet wurde aber vor allem die Abschlussrede von Trump: Hierin thematisierte er vor allem das Konzept, das er „America First“ nennt. Amerikanische Interessen sollten nach Trumps Meinung immer zuvorderst berücksichtigt werden. Außerdem zeichnete Trump ein düsteres Bild des gegenwärtigen Amerikas: Die innere Sicherheit stünde auf dem Spiel. Einen Sündenbock hat Trump natürlich zur Hand: Hillary Clinton sei durch ihre Zeit als Außenministerin für diese Entwicklungen verantwortlich zu machen.

Ich war einfach überrascht, wie wahnsinnig viel Hass es hier eigentlich gibt. – Christian Fahrenbach, Krautreporter

Ausnahmezustand in der Türkei nach Putschversuch

Und auch am Bosporus ist die Stimmung aufgeheizt: Nach dem Putschversuch von Teilen des Militärs gegen Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat dieser für die kommenden drei Monate den Ausnahmezustand verhängt. Massenhaft werden nun Staatsbedienstete entlassen, suspendiert oder verhaftet: Inzwischen sind rund 65.000 Personen in Justiz, Polizei, Militär und im Bildungsbereich betroffen.

Diese Entwicklungen und auch die lauter werdenden Rufe nach einer Wiedereinführung der Todesstrafe sorgen weltweit für Besorgnis. Denn fest steht: Erdoğan kann nach dem Putschversuch unliebsame Personen einfacher mundtot machen.

Wenn man so eine große Liste an Leuten feuert oder ins Gefängnis bringt, dann muss es diese Listen eigentlich vorher gegeben haben. – Christian Fahrenbach, Krautreporter

Radikalisierung von Einzeltätern

Doch nicht nur in der Türkei herrscht Unruhe und Angst: In Würzburg hat ein 17 Jähriger in einem Regionalzug Passagiere mit einer Axt attackiert. In Nizza hat ein Mann mit einem LKW hunderte Menschen überfahren, die sich am französischen Nationalfeiertag ein Feuerwerk an der Strandpromenade ansahen. Über die genauen Hintergründe der Taten herrscht bisher noch Unklarheit. Doch hat sich in beiden Fällen die IS-nahe Medienstelle Amaq zu Wort gemeldet, die sie dem sogenannten Islamische Staat zuschreibt.

Die beiden Attentate zeigen aber: Die Gesellschaft kann sich nie vollständig gegen die individuelle Radikalisierung einzelner Personen schützen.

Die Politik muss da versuchen natürlich Handlungsfähigkeit zu beweisen, aber es ist etwas sehr, sehr schweres. – Christian Fahrenbach

Was wir über die Nominierung von Donald Trump als Präsidentschaftskandidat der Republikaner, die Folgen des Putschversuchs in der Türkei und aus den Ereignissen von Nizza und Würzburg gelernt haben, darüber hat detektor.fm-Moderator Christian Eichler mit dem Krautreporter Christian Fahrenbach gesprochen.

Jetzt ist eben die große Frage, ob das Sicherheits-Thema genug Wähler wird motivieren können, ob die Wähler das glauben können, dass es eben ein riesen Sicherheitsproblem gibt in den USA.Christian Fahrenbach 
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Redaktion: Franziska Kiedaisch