Krieg im Jemen | Humanitäre Lage verschlechtert sich

Flucht ins Ungewisse

Die humanitäre Situation im Jemen ist katastrophal. Trotzdem gehen die Kämpfe weiter. Während Saudi Arabien mit aller Macht versucht, die schiitischen Huthi-Rebellen zurück zu drängen, versuchen mehr und mehr Menschen das Land zu verlassen. Ziele sind auch die armen Nachbarländer. Doch die sind den Flüchtlingsströmen kaum gewachsen.

Seit dem der Konflikt im Jemen vor drei Wochen eskalierte, haben tausende Menschen ihre Häuser verlassen. 1.260 von ihnen sind in den vergangenen zwei Wochen in Dschibuti und Somalia angekommen.

Das Land versinkt im Krieg

Noch ist kein Ende des Krieges in Sicht. Die Allianz um Saudi Arabien ist fest entschlossen, die shiitischen Huthi-Rebellen zu zerschlagen. Täglich werden sie von saudischen Kampfflugzeugen bombardiert. Inzwischen sind 18 der 22 Verwaltungsbezirke des Landes von den Kämpfen betroffen.

Für die Menschen gibt es keinen Raum mehr sich zurück zu ziehen. Die humanitäre Lage verschärft sich. Weil Saudi Arabien den Rebellen den Nachschub abschneiden will, sind Luft- und Seewege blockiert und damit auch die Fluchtrouten für Zivilisten.

Umkehr des Flüchtlingsstroms

Das Menschen aus dem Jemen nach Somalia fliehen klingt ungewöhnlich. Noch vor wenigen Monaten ging der Flüchtlingsstrom genau in die andere Richtung – da sind Menschen aus den krisen- und terrorgeplagten Gebieten am Horn von Afrika geflüchtet. Auch in der Kriegssituation kommen immer noch Flüchtlinge im Jemen an.

Über 300.000 Binnenvertriebene

Das Land ist nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR ein Transitland für Migranten. Derzeit leben dort circa eine Viertelmillion Flüchtlinge in jemenitischen Lagern. 95 Prozent von ihnen stammen aus Somalia. Aber auch viele Menschen aus Äthiopienund Eritrea haben in den vergangenen Jahren die Flucht über das Rote Meer gewagt.

Aber auch im Land selbst sind viele Jemeniten vor den Kämpfen des seit Jahren schwellenden Konfliktes geflohen. 330.000 Binnenflüchtlinge leben im Land. Deren Situation war auch vor der kürzlichen Eskalation der Unruhen katastrophal.

Kaum Aufnahmekapazitäten

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen ( UNHCR) rechnet mit einem 130.000 Flüchtlingen, die in den nächsten sechs Monaten in Dschibuti und Somalia ankommen. In Dschibuti werden die Menschen im Übergangslagern in Al-Rhama empfangen, registriert und medizinisch versorgt.  Danach werden sie in ein neues Lager in Markazi gebracht.

Ein weiters Lager mit  70 Zelten und sanitären Einrichtungen wird derzeit gebaut. Für die allein in Dschibuti erwarteten 30.000 Flüchtlinge wird dies kaum reichen.  Die anderen 100.000 Menschen plant das UNHCR in Lagern in den relativ sicheren Regionen Somaliland und Puntland im Norden Somalias unterzubringen.

Die Hilfe kommt nicht an

Wegen der andauernden Kämpfe können Hilfsorganisationen kaum zu den Betroffenen vordringen. Es fehlt an Nahrung, Treibstoff und Wasser. Die Forderungen der Vereinten Nationen nach einer zeitweisen Waffenruhe, um zumindest die nötigste humantäre Hilfe zu leisten, findet bislang kein Gehör.

Wie bedrohlich die Lage für die Menschen im Jemen ist und was die Flüchtlinge in Dschibuti und Somalia erwartet, darüber sprach Moderatorin Theresa Nehm mit Chad Anderson von Oxfam. Er war bis vor kurzen im Jemen und hält sich derzeit im Oman auf.

Durch die Kämpfe und den mangelnden Zugang zu Versorgungsgütern zeichnet sich ein sehr düsteres Bild ab, dass wir nicht in Realität erleben möchten.Chad Anderson 

Redaktion: Andreas Schmaltz