Melanie Stein ist allein zu Haus mit Aminata Touré

Keine Zeit für eigene Sorgen

Aminata Touré ist die erste afrodeutsche und die jüngste Landtagsvizepräsidentin Deutschlands. Im Interview erzählt sie, wie sie Rassismus in Deutschland bekämpfen will und weshalb sie nicht über Diskriminierungen reden möchte, die ihr selbst widerfahren sind.

Aminata Touré wirkt selbstsicher und gesellig. Dass ihr die Arbeit im Homeoffice auch nach mehreren Wochen Spaß macht, würden viele nicht vermuten. Wenn der 27-jährigen Grünen-Politikerin in Zeiten von Corona die Decke auf den Kopf fällt, macht sie Spaziergänge in der Natur oder erledigt Besorgungen für ihre Familie.

Ich glaube, viele Menschen sind überrascht davon, dass ich introvertierter sein kann, als ich vielleicht wirken mag.

Aminata Touré, Politikerin Bündnis 90/Die Grünen

Erste afrodeutsche Landtagsvizepräsidentin

Viel Zeit zum Nachdenken über ihr eigenes Leben bleibt der Sprecherin für Migration und Frauenpolitik nicht: zu viele Entscheidungen sind aktuell in kurzer Zeit zu treffen.

Wenn ich höre, wie es Frauen geht, die Gewalt erfahren oder auf der Flucht sind, dann komme ich mit immer falsch vor bei dem Gedanken wie schlecht ich mich gerade fühle.

Aminata Touré

Schon früh politisch aktiv

Ihre politische Karriere hat Aminata Touré als Studentin im Fachschaftsrat gestartet. Das hat ihr aber schnell nicht mehr gereicht: Es ging zu einfach zu selten um handfeste Politik, sondern eher darum, Unipartys zu planen. Seit 2013 engagierte sich Touré deshalb in der Grünen Jugend. Schon 2017 zog sie als Abgeordnete in den Kieler Landtag ein. Seit 2019 ist sie sogar Landtagsvizipräsidentin – als erste Afrodeutsche. Eines ihrer Vorbilder: Barack Obama. Doch sie selbst wolle nicht nur Symbolfigur sein.

Man darf nicht denken, dass Strukturen hinfällig sind, nur weil ein Mensch aus einer Minderheit etwas geschafft hat.

Aminata Touré

Touré setzt sich von ihrem Homeoffice aus dafür ein, dass geflüchtete Menschen, die aktuell auf der Insel Lesbos sind, nach Deutschland und speziell nach Schleswig-Holstein kommen. In „Allein zu Haus“ erzählt sie außerdem, was jeder Deutsche über Rassismus wissen sollte und wie man das Problem bekämpfen kann.