Mission Energiewende | Tren Maya in Mexiko

„Tren Maya“ in Mexiko: Unterwegs mit einem umstrittenen Zug

Der „Tren Maya“ fährt seit kurzem durch den Südosten von Mexiko. Er soll Wohlstand für die Region bringen. Doch das Projekt polarisiert, Umweltschützerinnen und -schützer gehen auf die Barrikaden.

Ein Zug im Regenwald

Mit bis zu 160 Kilometern pro Stunde rauscht der „Tren Maya“ seit diesem Jahr durch den mexikanischen Regenwald. Im Südosten von Mexiko, auf einer Strecke von insgesamt rund 1500 Kilometern durchquert er fünf Bundesstaaten — Tabasco, Campeche, Chiapas, Yucatán und Quintana Roo. Die Idee: Eine bessere Anbindung an den Rest des Landes und mehr Tourismus. Die 30 Millionen Fluggäste, die jedes Jahr nach Cancún an der mexikanischen Karibikküste kommen, sollen durch den „Tren Maya“ auch ins Landesinnere gelockt werden. Der Zug verbindet Tourismus-Hotspots mit uralten Maya-Stätten und Naturreservaten — Touristinnen und Touristen sollen entspannt und bequem dazwischen hin- und herreisen.

Aber der Zug ist auch als Transportmittel für die lokale Bevölkerung gedacht. Und von 2025 an soll er außerdem Güter transportieren. Wohlstand durch mehr Arbeitsplätze, so das Versprechen der linksnationalistischen Regierung an die Menschen in der Region. Der Staat preist das Projekt an, die Rede ist von der sozialverträglichen und ökologischen Transformation einer ganzen Region.

Durch den „Tren Maya“ soll hier ein Massentourismus entstehen, der auf ökologischer und sozialer Ebene eine sehr aggressive Industrie ist.

Rodrigo Patiño Diaz, Aktivist bei "Articulación Yucatán"

Foto: Alea Rentmeister

Umstrittenes Megaprojekt

Der „Tren Maya“ polarisiert innerhalb der mexikanischen Gesellschaft. Viele Mexikanerinnen und Mexikaner finden den Zug gut und haben große Hoffnungen und Erwartungen an das Projekt. Aber es gibt auch viele, die dagegen sind, wie Umweltschützerinnen und -schützer zum Beispiel. Sie protestieren gegen das Projekt. Zum einen, weil dafür tausende Hektar Regenwald gerodet wurden. Zum anderen, weil der Zug zum Teil über ein unterirdisches System von schützenswerten Karstgesteinshöhlen verläuft und die Züge dieses wertvolle Ökosystem beschädigen könnten. Der Protest gegen den „Tren Maya“ reicht sogar bis nach Deutschland: Im Sommer 2023 haben Linksautonome mehrmals Gebäude und Fahrzeuge der Deutschen Bahn beschmiert und beschädigt. Denn eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn, die DB Engineering & Consulting, hat Mexiko bei dem umstrittenen Megaprojekt beraten. Und dafür 8,6 Millionen Euro bekommen. 

Ich frage mich, warum sich ein Unternehmen wie die Deutsche Bahn für ein Projekt entscheidet, das nicht tragbar und eindeutig nicht nachhaltig ist. Für mich ist das eine Art und Weise, in der der moderne Kolonialismus präsent ist.

Mina Moreno Sánchez, Aktivistin bei SOSCenotes

Foto: Alea Rentmeister

detektor.fm-Redakteurin Alea Rentmeister war auf der Yucatán-Halbinsel in Mexiko unterwegs, ist mit dem „Tren Maya“ gefahren und hat vor Ort mit der Aktivistin Mina Moreno Sánchez von dem Kollektiv SOSCenotes und mit dem Aktivisten und Wissenschaftler Rodrigo Patiño Díaz vom Kollektiv „Articulación Yucatán“ gesprochen. Außerdem kommt der Mexiko-Experte Günther Maihold zu Wort. Diese Recherche wurde durch ein Stipendium des Internationalen Journalistenprogramm (IJP) ermöglicht.

Wenn ihr mehr zu Zügen und insbesondere zur Deutschen Bahn hören wollt, dann haben wir noch einen Hörtipp für euch. Und zwar unseren neuen Podcast “Teurer Fahren”. Da geht’s um die Deutsche Bahn AG, die vor 30 Jahren gegründet wurde. Die ersten beiden Folgen erscheinen am 12. Dezember 2024.

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