Naher Osten | Einigung im Atomstreit mit Iran

Triumph oder Fehler? Der Atom-Deal mit Iran

Seit dreizehn Jahren schwelt der Streit um die Atomanlagen im Iran – nun wurde eine Einigung mit Teheran erzielt. Die Reaktionen reichen von „historischer Triumph“ bis zu „historischer Fehler.“ Wir sprechen über den Vertrag und seine Bedeutung für den Nahen Osten.

Atomstreit mit Iran beigelegt

Das Abkommen ist historisch, jahrelang hat die Internationale Gemeinschaft mit Iran um ein Atomabkommen gerungen. Eine Sternstunde der Diplomatie: Beharrlichkeit und Kompromissbereitschaft, nicht Waffengewalt, haben die Streitparteien zu einem Übereinkommen geführt. Das Ende des Atomstreits mit der Islamischen Republik ist nun unter Dach und Fach. Die UN-Vetomächte, Deutschland und Iran haben das Abkommen offiziell besiegelt.

Der Vertrag soll sicherstellen, dass das Mullah-Regime keine Nuklearwaffen baut, die Atomkraft aber weiterhin zivil nutzen darf. Im Gegenzug sollen Sanktionen und UN-Waffenembargos schrittweise verschwinden. Die Reaktionen auf das Abkommen sind vielfältig. Sie reichen von „historischer Triumph“ bis hin zu „historischer Fehler.“

Iran-Deal weckt neue Hoffnung

Die Einigung mit der Islamischen Republik nährt die Hoffnung auf eine Entspannung im Nahen Osten – und markiert den Abschluss einer beispiellosen Anstrengung gegen die zahlreichen Widerstände aller Streitparteien.

Der Iran-Deal schränkt nicht nur die atomaren Ambitionen der Islamischen Republik ein, sondern liefert auch neue Perspektiven: Lässt sich der Iran als Verbündeter gegen den Kampf gegen die IS-Terrormilizen gewinnen? Wächst durch das Abkommen der Einfluss gemäßigter Kräfte in Teheran? Auch für andere Krisenherde der Region könnte das Abkommen wegweisend sein.

Kritik am Atomdeal

Die Hoffnung ist groß, aber auch das Misstrauen: Es bleibt ein hochriskantes Abkommen. Obwohl Iran mehrfach den Atomwaffensperrvertrag gebrochen hat, darf das Land in Zukunft eigene nukleare Brennstoffe herstellen. Vollkommen abgewendet ist damit der mögliche Bau einer iranischen Atombombe nicht. Besonders in Israel und in den Vereinigten Staaten löst der Deal daher heftigen Widerstand aus.

Ali Fathollah-Nejad ist Iran-Experte bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Über den Atomvertrag und dessen Bedeutung für den Nahen Osten und die Weltpolitik hat detektor.fm-Moderator Christian Bollert mit ihm gesprochen.

Das Abkommen signalisert, dass friedliche Kräfte möglicherweise die Oberhand gewonnen haben. Aber es ist nicht das Ende des Spiels. Die Region befindet sich in einem sehr chaotischen Zustand und es bleiben viele Baustellen.Dr. Ali Fathollah-Nejad 

Redaktion: Carsten Jänicke