Namensstreit um Mazedonien

Neuer Name, neues Glück?

Griechenland ist seit der Gründung von Mazedonien unglücklich über deren Staatsbezeichnung. Jetzt naht wohl eine historische Umbenennung.

Wer darf sich Mazedonien nennen?

Zu dieser Frage herrscht seit mehr als einem vierteljahrhundert Uneinigkeit auf dem Balkan. 1991 hat der Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens begonnen. Noch im selben Jahr hat Mazedonien seine Unabhängigkeit erklärt. Seitdem zeigen sich die benachbarten Griechen empört über deren Landesnamen. Erst vergangenen Februar gingen hunderttausende Griechen auf die Straße, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.

Die Region und der Staat

Das altertümliche Mazedonien war weitaus größer als der heutige Staat. Grund des hellenischen Grolls ist, dass viele Griechen das Land der Mazedonier historisch als ihr Eigentum betrachten. Auch eine Region im Norden Griechenlands heißt Makedonien, beziehungsweise Mazedonien. Einige Griechen befürchten, dass der Nachbar zukünftig Gebietsansprüche stellen könnte.

Wenn ich ein Grieche wäre, hätte ich sehr viele Sorgen. Aber diese Sorge hätte ich überhaupt nicht. – Stefan Troebst, Professor für Kulturgeschichte des östlichen Europas an der Universität Leipzig

Auch deshalb hat Griechenland in den letzten beiden Jahrzehnten immer wieder eine Aufnahme Mazedoniens in die NATO blockiert.

Historische Annäherung

Die Regierungschefs Zoran Zaev und Alexis Tsipras haben sich nun auf eine Umbennung geeinigt. In Zukunft soll der kleine Balkanstaat mit einem geographischen Zusatz versehen werden und dann Republik Nordmazedonien heißen.

Im Gegenzug möchten die Griechen einem NATO-Beitritt Mazedoniens nicht mehr im Weg stehen. Doch bevor es soweit ist, muss das griechische Parlament die Entscheidung durchwinken. Und das könnte problematisch werden.

Ich würde nicht ausschließen, dass die derzeitige Koalititon an dieser Frage zerbricht. – Stefan Troebst

detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang spricht mit Stefan Troebst über die historische Annäherung auf dem Balkan. Stefan Troebst ist Professor für Kulturgeschichte des östlichen Europas an der Universität Leipzig.

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich glaube an diesen Kompromiss erst, wenn ich ihn sehe.Stefan Troebst 

Redaktion: David Seeberg