Saudi-Arabien und deutsche Salafisten

Unter den Augen der Regierung

In Deutschland soll es zur Zeit rund 10.000 Salafisten geben. Tendenz steigend. Jetzt wurde bekannt, dass hier ansässige islamistische Organisationen von Regierungen in Saudi-Arabien, Kuwait und Katar bei der Missionierung unterstützt werden.

Die Salafisten-Szene gilt derzeit als eine der dynamischsten islamistischen Bewegungen in Deutschland. Und sie scheint sich auszuweiten: fast 10.000 Mitglieder zählt die religiöse Gruppierung hierzulande bereits. Jetzt ist deutlich geworden, dass die hier ansässigen salafistischen Organisationen sogar staatliche Beihilfe auf ihrem Missionierungsfeldzug bekommen. Die Regierungen von Saudi-Arabien, Kuwait und Katar sollen aktiv an der Verbreitung des salafistischen Gedankenguts in Deutschland beteiligt sein. Das haben Recherchen des NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung ergeben.

Zahl der Salafisten steigt unbemerkt

Durch die Finanzierung von Moscheen und Schulen, sowie die Entsendung von Predigern nehmen Saudi-Arabien und die Golfstaaten Einfluss auf das Wachstum der Salafisten in Deutschland. Der Bundesnachrichtendienst und das Bundesamt für Verfassungsschutz sehen darin eine langfristig geplante Missionierungsstrategie.

Die islamische Weltliga würde ohne die Finanzierung des saudi-arabischen Staates nicht existieren. – Guido Steinberg, Stiftung Wissenschaft und Politik

In Baden-Württemberg haben die ansässigen Polizeibehörden sogar bei dem geplanten Bau eines salafistischen Zentrums eingreifen müssen. Mehrere Millionen sollten in das nun verhinderte Projekt investiert werden. Das Zentrum war über die „Revival of Islamic Heritage Society“ in Auftrag gegeben worden: Die islamistische Organisation aus Kuwait ist in den USA bereits seit 2008 verboten. In Deutschland gilt bis jetzt die Unabhängigkeit derartiger religiöser Bewegungen. Und genau das macht es so schwierig, die ausländischen Missionierungsaktivitäten nachzuweisen.

Sind uns die Hände gebunden?

Schon mehrfach hatte die deutsche Regierung Saudi-Arabien in der Vergangenheit aufgefordert, die Unterstützung radikaler Islamisten in Deutschland zu beenden. Die Verbreitung des salafistischen Gedankenguts gilt dort als Teil der Außenpolitik. Nun soll die Veröffentlichung einer Liste bereits bekannter Funktionäre und Prediger dabei helfen, ihnen die Einreise in Europa zu verweigern.

Trotzdem ist in Deutschland weiterhin die Sorge groß, dass die Salafistenszene anwachsen könnte. Außerdem befürchtet man, dass die religiösen Organisiationen die Lebenssituation der hier lebenden Flüchtlingen nutzen und sie radikalisieren.

Wie die aktuelle Situation aussieht und welche möglichen Folgen eine steigende Zahl von Salafisten in Deutschland hat, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Maja Fiedler mit Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik gesprochen.

Die These, dass es sich um unabhängige religiöse Einrichtungen handelt, ist wirklich vollkommen absurd.Guido Steinberg 

Redaktion: Birthe Kleemann