Wahlhilfe für Analphabeten – SPD schlägt bebilderte Wahlzettel vor

Rund 7,5 Millionen Menschen in Deutschland können nicht oder nur schlecht lesen und schreiben. Für sie wird auch die Wahl zur Qual. Deshalb fordert die SPD nun bebilderte Wahlzettel.

Fast 62 Millionen Deutsche sind im September dazu aufgefordert, einen neuen Bundestag zu wählen. Für Analphabeten ist das eine große Herausforderung. Die SPD-Fraktion will deshalb Parteilogos und Fotos der Wahlkandidaten auf Wahlzettel drucken lassen.

Für 7,5 Millionen ist Wählen schwierig

Peter Hubertus 

In Deutschland gibt es rund 300.000 schwere Analphabeten. Weitere zwei Millionen können nur einzelne Wörter lesen, nicht jedoch ganze Sätze. Insgesamt können bundesweit 7,5 Millionen Erwachsene schlecht lesen und schreiben. Der Urnengang ist für diese Menschen aber auch noch aus einem anderem Grund schwierig: Sie können sich nur über Hör- und Rundfunk zu den Positionen der Parteien und Kandidaten informieren.

Geringe Erfolgsaussichten

Nun hat die SPD-Bundestagsfraktion erstmals einen Vorschlag zur Änderung der Wahlzettel in das Parlament eingebracht. Noch vor der Bundestagswahl im Herbst könnte es zu einer Abstimmung über den Vorschlag kommen. Die Erfolgsaussichten sind allerdings gering: Bisher ist keine Zustimmung der schwarz-gelben Regierungskoalition zu erwarten.

Über den Vorschlag und die Frage, ob dieser Einfluss auf das Wahlergebnis haben könnte, haben wir mit Peter Hubertus besprochen. Er ist Geschäftsführer des Bundesverbands Alphabetisierung.

Ein Logo oder ein Foto ist ja allenfalls eine Krücke, um eine konkrete Anforderung zu bewältigen. Es geht eher darum, dass Menschen befähigt werden, auch komplexere Herausforderungen anzunehmen, bei denen sie doch lesen und schreiben besser beherrschen sollten. – Peter Hubertus