Zurück zum Thema | 12062020 Olympia

Ein Stadion voll Aktivismus

12062020 Olympia – nächstes Jahr im Juni sollen sich Zehntausende im Berliner Olympia-Stadion gleichzeitg mittels E-Petitionen im Bundestag Gehör verschaffen. Dazu ruft ein Kondomhersteller auf, sowohl prominent unterstützt als auch kritisiert.

Petitionen am Fließband

Der Aufruf liest sich wie die Rede von Martin Luther King: „Stell dir vor, es gibt einen Tag, an dem du dich auf den Weg machst. Stell dir vor …“Aber es geht nicht um Träume, sondern um Vorstellungen und Veränderungen. Mit seinem Crowdfunding-Aufruf will der Kondomhersteller „Einhorn“ die vermutlich größte Bürgerversammlung Deutschlands organisieren. Die zentrale Idee hinter 12062020 Olympia: Schnell und direkt 50 000 Unterschriften für Online-Petitionen zusammen zu bekommen, um den Bundestag mit allen Anliegen gleichzeitig zu fluten.

Denn so viele, also 50 000, Unterschriften braucht es, damit eine Petition im Petitionsausschuss geprüft wird. Die Aktivisten und Aktivistinnen wollen auf diese Weise größtmögliche Aufmerksamkeit für klima- und gesellschaftspolitische Themen erreichen.

Es ist ziemlich hilfreich, sich mit Menschen zu treffen, die die gleichen Ängste haben, dass man einfach das Gefühl hat, man ist nicht der einzige Verrückte, der das Gefühl hat, irgendetwas läuft hier schief in unserer Welt.Anne Dittmann 

Die Petitionsaktion hat einen Haken: Sie kostet. Deswegen gibt es Tickets für knapp 30 Euro. Teilnehmen an der als politisch beworbenen Aktion können also alle, die es sich leisten können – und die werktags Zeit haben, um nach Berlin zu fahren. Um die 2,7 Millionen Euro teure Bürgerversammlung zu finanzieren, müssen mindestens 60 000 Tickets verkauft werden. Zudem können schon finanzierte Tickets auch verlost werden.

Kondome in der Politik

Hinter der Kampagne steckt das Berliner Start-Up „Einhorn“. Eigentlich produziert das Unternehmen vegane Kondome und Menstruationsprodukte, mischt aber nicht zum ersten Mal politisch mit. Unter anderem auf Initiative des Kondomherstellers hat der Bundestag im Frühjahr die ermäßigte Mehrwertsteuer auf Frauenhygiene-Produkte verabschiedet. Die aktuelle Crowdfunding-Aktion wird prominent unterstützt, aber genauso prominent kritisiert.

Wenn die Welt so einfach zu retten wäre, dann hätte das wahrscheinlich schon jemand getan. Diese Vorstellung, wir versammeln uns zu 90.000en in einem Stadion und unterschreiben da alle gemeinsam Online-Petitionen, das ist grotesk.Christopher Lauer  

Über die Kampagne 12062020 Olympia hat detektor.fm– Moderatorin Marie Landes mit der Organisatorin Anne Dittmann und dem Kritiker Christopher Lauer gesprochen. Der Medienwissenschaftler Jan-Hinrik Schmidt ordnet Sinn und Zweck von Online-Petitionen ein.

Erfolg versprechen E-Petitionen nicht zwangsläufig, weil die öffentliche Unterstützung noch nichts darüber aussagt, wie das politische System, also de facto der Bundestag, diese Anliegen verarbeitet.Jan-Hinrik Schmidt 

Das hier ist die erste Folge unseres neuen täglichen Podcasts „Zurück zum Thema„. Den Podcast gibt es ab sofort auf allen Podcast-Plattformen und in allen Podcast-Apps. Unter anderem bei Apple Podcasts, Deezer, Google Podcasts und Spotify.

Moderation