Petitionen am Fließband
Der Aufruf liest sich wie die Rede von Martin Luther King: „Stell dir vor, es gibt einen Tag, an dem du dich auf den Weg machst. Stell dir vor …“Aber es geht nicht um Träume, sondern um Vorstellungen und Veränderungen. Mit seinem Crowdfunding-Aufruf will der Kondomhersteller „Einhorn“ die vermutlich größte Bürgerversammlung Deutschlands organisieren. Die zentrale Idee hinter 12062020 Olympia: Schnell und direkt 50 000 Unterschriften für Online-Petitionen zusammen zu bekommen, um den Bundestag mit allen Anliegen gleichzeitig zu fluten.
Denn so viele, also 50 000, Unterschriften braucht es, damit eine Petition im Petitionsausschuss geprüft wird. Die Aktivisten und Aktivistinnen wollen auf diese Weise größtmögliche Aufmerksamkeit für klima- und gesellschaftspolitische Themen erreichen.
Die Petitionsaktion hat einen Haken: Sie kostet. Deswegen gibt es Tickets für knapp 30 Euro. Teilnehmen an der als politisch beworbenen Aktion können also alle, die es sich leisten können – und die werktags Zeit haben, um nach Berlin zu fahren. Um die 2,7 Millionen Euro teure Bürgerversammlung zu finanzieren, müssen mindestens 60 000 Tickets verkauft werden. Zudem können schon finanzierte Tickets auch verlost werden.
Kondome in der Politik
Hinter der Kampagne steckt das Berliner Start-Up „Einhorn“. Eigentlich produziert das Unternehmen vegane Kondome und Menstruationsprodukte, mischt aber nicht zum ersten Mal politisch mit. Unter anderem auf Initiative des Kondomherstellers hat der Bundestag im Frühjahr die ermäßigte Mehrwertsteuer auf Frauenhygiene-Produkte verabschiedet. Die aktuelle Crowdfunding-Aktion wird prominent unterstützt, aber genauso prominent kritisiert.
Über die Kampagne 12062020 Olympia hat detektor.fm– Moderatorin Marie Landes mit der Organisatorin Anne Dittmann und dem Kritiker Christopher Lauer gesprochen. Der Medienwissenschaftler Jan-Hinrik Schmidt ordnet Sinn und Zweck von Online-Petitionen ein.