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Kann sich Boris Johnson halten?

Der britische Premierminister Boris Johnson steckt in einer tiefen Krise. Nachdem trotz Corona-Lockdown Partys in der Downing Street gefeiert wurden, fordern mehrere Politiker seinen Rücktritt. „Partygate“ könnte den rechten Politiker nun endgültig zu Fall bringen.

„Greased piglet”, ein „geschmiertes Ferkel“ der Politik, lautet ein aktuell in britischen Medien beliebter Spitzname für den Premierminister Boris Johnson. Denn egal, in welchen Fehltritt, welche Affäre, welchen Skandal Johnson in den letzten Jahren verstrickt war – der rechte Politiker konnte sich bislang aus jeder Krise herauswinden. Doch nun scheint es, als könnte ihn ausgerechnet eine Party zu Fall bringen.

Coronaparty in der Downing Street

Anfang Mai 2020 waren in Großbritannien schon 32 000 Menschen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus gestorben – die weltweit zweithöchsten registrierten Todeszahlen. Die Regierung hatte strenge Infektionsschutzmaßnahmen verhängt. Maximal zwei Menschen durften sich in der Öffentlichkeit treffen, Patientinnen und Patienten im Krankenhaus durften nicht von ihren Angehörigen besucht werden. Mitten in diesem Lockdown im Mai erhielten gut hundert Regierungsmitarbeitende eine Mail von Johnsons Büroleiter: Eine Einladung für eine Gartenparty in der Downing Street Nummer 10, mit dem Hinweis, den Alkohol bitte selbst mitzubringen. 30 bis 40 Gäste kamen, auch Johnson feierte mit. Er habe die Gartenparty für ein Arbeitstreffen gehalten, behauptete der Premier vergangene Woche im Unterhaus.

Johnson hat in seiner politischen Karriere schon mehrfach gezeigt, dass schlechte Publicity nicht zwingend bedeuten muss, dass er sein Amt aufgeben muss. Momentan sieht es allerdings nicht so aus, als käme er da wieder raus.

Michael Neudecker, Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in London

Foto: Privat

Johnson stolpert über „Party-Gate“

Inzwischen wurde bekannt, dass es in der Downing Street nicht nur vereinzelte Zusammenkünfte gab. Mitarbeitende sollen sich jeden Freitag im Regierungssitz zu „Wine-time Fridays“ getroffen haben. Die Labour-Opposition fordert Johnson zum Rücktritt auf, die Tories stehen offenbar nicht mehr geschlossen hinter ihrem Premier und auch in den Umfragen hat Labour inzwischen einen großen Vorsprung. Es scheint, als wäre die Akzeptanz der pandemiegebeutelten Bevölkerung nun überstrapaziert. Bedeutet das sogenannte „Partygate“ nun das Ende für die durchwachsene Premier-Karriere? Antworten darauf gibt Michael Neudecker,  Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung in London. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Johannes Schmidt schätzt er ein, ob sich Boris Johnson ein weiteres Mal aus der Krise winden kann.

Redaktion