Zurück zum Thema | Carlo Masala

Ist Europa kriegsmüde, Carlo Masala?

Die Frühjahrsoffensive der Ukraine hat keine nennenswerten Landgewinne gebracht. Gleichzeitig steht die Frage im Raum: Wie lange wollen die europäischen Partner die Urkaine noch unterstützen? Eine Suche nach Antworten mit Carlo Masala.

Carlo Masala über Deutschland im „Friedensmodus“

Seit über 20 Monaten herrscht Krieg in der Ukraine. Nachdem sich die Fronten zuerst immer wieder verschoben haben und die Ukraine Landgewinne verzeichnen konnte, stehen sich beide Seiten mittlerweile in einem Stellungskrieg ohne große Frontverschiebungen gegenüber. Der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni wurde vor kurzem die Aussage entlockt, dass sich auf „allen Seiten“ eine gewisse „Kriegsmüdigkeit“ eingestellt hätte.

Sicherheitsexperte Carlo Masala spricht in seinem neuen Buch „Bedingt abwehrbereit: Deutschlands Schwäche in der Zeitenwende“ (erschienen bei C.H.Beck) über die aktuelle Situation in der Ukraine und Deutschlands Position in der Zeitenwende. Laut Masala hat sich die Haltung vieler europäischer Staaten etwas entspannt, als ersichtlich wurde, dass Russland die Ukraine nicht im Sturm einnehmen kann: Praktisch eine Rückkehr in den „Friedensmodus“.

Die Dringlichkeit wird nicht mehr so nachhaltig empfunden. Man ist der Überzeugung, dass Russland zwar für die Ukraine eine Gefahr darstellt, letzten Endes aber auch nicht vorankommt und damit keine wirkliche Gefahr für die Nato ist.

Carlo Masala

Ungewisser Blick in die Zukunft

Auf die Frage nach einem möglichen Frieden in der Ukraine lässt sich derzeit nur schwer eine Antwort finden. Politische Perspektiven in der Europäischen Union gibt es langfristig dennoch: Die EU-Kommission hat sich bereits für die Aufnahme von Beitrittsgesprächen für die Ukraine ausgesprochen. Unklar bleibt aber, was etwa mit den aktuell von Russland völkerrechtswidrig besetzten ukrainischen Gebiete passieren wird.

Währenddessen benötigt die Ukraine weitere Ausrüstung und Munition von ihren europäischen Partnern. Der Oberkommandeur der ukrainischen Streitkräfte spricht im Interview mit dem Economist davon, dass das Land ohne passende Ausrüstung keine großen Erfolge herbeiführen kann. Auch Carlo Masala ist der Ansicht, dass es eine bessere militärische Ausstattung der Ukraine bräuchte. Nur eine gut ausgerüstete Ukraine könne nämlich mit der ausreichenden Verhandlungsmacht einem Frieden zustimmen. Russland würde sich nämlich erst zu Friedensverhandlungen bewegen lassen, wenn sich Frieden für Moskau mehr lohnen würde als eine Fortsetzung des Angriffskrieges.

Die beste Chance auf einen Verhandlungs-Frieden hat die Ukraine dann, wenn in Russland die Einsicht greift, das eine Fortführung des Krieges mehr Verluste bedeutet als Gewinne.

Carlo Masala

Licht-Echt Fotografie

detektor.fm-Moderator Lars Feyen spricht in der neuen Ausgabe von „Zurück zum Thema“ mit Carlo Masala darüber, wie verbeitet die europäische Kriegsmüdigkeit ist und welche Unterstützung die Ukraine für ihre Selbstverteidigung benötigt.