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Haben sich die Taliban verändert?

Die Taliban haben die Macht in Afghanistan übernommen. In eigenen Statements geben sie sich friedlich, gleichzeitig gibt es bereits Berichte über Vergeltungsmorde. Haben sich die Taliban verändert?

Machtübernahme der Taliban

Die Taliban sind am Sonntag in die afghanische Hauptstadt Kabul vorgerückt. Nach dem raschen Vormarsch haben sie den Präsidentenpalast in Kabul besetzt und die Macht übernommen – Präsident Aschraf Ghani floh ins Ausland. Im Juli waren sämtliche internationale Truppen aus Afghanistan abgezogen. Seitdem hat sich die politische Lage stark zugespitzt. Viele Afghaninnen und Afghanen wollen nun aus Angst ins Ausland fliehen. Denn sie befürchten, dass die radikal-islamische Miliz ähnlich brutal vorgehen wird wie bei ihrer Herrschaft in den 1990er Jahren. Viele Errungenschaften der vergangenen zwanzig Jahre, wie die Ausweitung der Frauenrechte, sind von den neuen Entwicklungen bedroht.

Die Schreckensherrschaft, die die Taliban in den 90er Jahren ausgeübt haben, sitzt in den Köpfen der Menschen noch ganz tief.

Conrad Schetter, Konfliktforscher

Radikalislamische Miliz spricht von friedlichen Absichten

In eigenen Statements betonen die Taliban eine „friedliche“ Machtübernahme: „Der Krieg in Afghanistan ist vorbei. Wir versichern allen, dass wir für die Sicherheit der Bürger und der diplomatischen Vertretungen sorgen werden“, soll Mohammad Naeem, Sprecher des Taliban-Politbüros, dem Sender Al-Dschasira mitgeteilt haben. Außerdem sprach die radikal-islamische Miliz von einer Amnestie für diejenigen, die für die Regierung oder ausländische Kräfte gearbeitet haben. Doch gleichzeitig wird bereits von Vergeltungsmorden und brutalen Attacken berichtet.

Die Taliban haben auch 20 Jahre Entwicklung mitgemacht. Sie sind mittlerweile kluge Medienstrategen, die sich auch Social Media bedienen.

Katrin Eigendorf, ZDF-Auslandsreporterin

Haben die Taliban ihre Strategie verändert? Und welche Aussichten gibt es für die Menschen vor Ort? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde mit dem Konfliktforscher Conrad Schetter und der ZDF-Auslandsreporterin Katrin Eigendorf.