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Wie kann Radfahren sicherer werden?

Nach dem Unfalltod eines Fahrradaktivisten demonstrieren bundesweit Menschen für mehr Sicherheit von Radfahrenden. Eine der zentralen Forderungen: Den Überholabstand verstärkt kontrollieren. Doch genau dabei gibt es einige Probleme.

Bundesweit Fahrrad-Demos für „Natenom“

Viele Jahre hat sich „Natenom“ — so sein selbst gewählter Name im Netz — in seinem Blog und den sozialen Medien für mehr Sicherheit im Radverkehr eingesetzt. Ende Januar starb er bei einem Verkehrsunfall. Die Polizei ermittelt gegen einen 77 Jahre alten Autofahrer wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Der Tod des Fahrradaktivisten hat deutschlandweit eine Welle der Anteilnahme ausgelöst. Am vergangenen Sonntag versammelten sich in vielen Städten Fahrradaktivistinnen und -aktivisten zu Gedenkfahrten. In seiner Heimatregion Pforzheim erinnerten rund 500 Menschen an „Natenom“, der mit bürgerlichem Namen Andreas Mandalka hieß. Sie demonstrierten auch für mehr Schutz von Radfahrenden. Eine der zentralen Forderungen ist, dass der Überholabstand verstärkt kontrolliert wird. Das sieht Mathias Stein von der SPD ähnlich, er ist Verkehrsausschuss-Mitglied und dort für die Themen Radverkehr und Verkehrssicherheit zuständig.

Als Signal wäre es wichtig, dass wir die Bußgelder erhöhen. Aber noch wichtiger ist, dass die Kontrollen erhöht werden und die Polizei ein stärkeres Gewicht auf diese Delikte legt.

Mathias Stein (SPD), Mitglied des Verkehrsausschusses

Überholabstand kontrollieren — nur wie?

Ende April 2020 ist eine Novelle der Straßenverkehrsordnung in Kraft getreten. Demnach müssen Autos und Lkw innerorts einen Abstand von mindestens 1,5 Metern zu Radfahrenden halten, außerorts sind es mindestens zwei Meter. In vielen Städten haben Fahrradverbände und Polizei in gemeinsamen Kampagnen auf die Abstandsregel aufmerksam gemacht. Aber reicht das? Und wie genau kontrolliert die Polizei eigentlich den Abstand? Nachfrage in Berlin: Dort heißt es, es existiere kein Messsystem zur Überwachung des seitlichen Überholabstands, das die notwendigen Voraussetzungen erfüllt. Der Abstand zwischen Autos und Fahrrädern werde geschätzt. Wie oft der Überholabstand kontrolliert wird, werde statistisch nicht erhoben.

Es wäre hilfreich, wenn wir das im Gesetz nachschärfen und dort ein vollständiger Fahrstreifenwechsel reingeschrieben wird und wir nicht mehr mit irgendwelchen Zentimeterangaben arbeiten müssen.

Christoph Schmidt, ADFC

Christoph Schmidt sitzt im Bundesvorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, kurz ADFC. Er kritisiert, dass das Bußgeld für die Nichteinhaltung des Mindestabstands mit 30 Euro zu niedrig sei. Teilweise würden Bußgeldstellen Anzeigen unter 35 Euro erst gar nicht bearbeiten.

Wie kann man dafür sorgen, dass der Überholabstand häufiger eingehalten wird? Wie können Radfahrende besser geschützt werden? Und: Welche Hebel gibt es für mehr Rücksicht im Straßenverkehr? Darüber spricht detektor.fm-Moderator Stephan Ziegert mit Christoph Schmidt vom ADFC und Verkehrsausschuss-Mitglied Mathias Stein von der SPD.