Viele Unternehmen haben in der Pandemie komplett auf Homeoffice umstellen können. Was dabei verloren geht, wie Arbeitsorte Zugehörigkeit leisten können und was die Firmenarchitektur über die Unternehmenskultur aussagt – darüber sprechen wir mit Berater Christof Horn.
In der Pandemie haben einige Unternehmen ihre Büroflächen verkleinert und setzen auf das hybride Arbeitsmodell: Mitarbeitende sind ein paar Tage im Homeoffice, ein paar Tage im Büro. Aber braucht es das Büro und den kostspieligen Firmensitz überhaupt noch, wenn Handy und Laptop zum Arbeiten ausreichen?
Für Christof Horn mit seinen heute gut 5000 Mitarbeitenden ist es nicht neu, dass die Funktion des Büros sich ändert. Er ist Vorstandsvorsitzender der Sparte Automotive und Transformation beim Beratungsunternehmen Umlaut, das seit Oktober 2021 zur Unternehmensberatung Accenture gehört. Berater wie Christof Horn haben schon vor der Pandemie flexibel gearbeitet, mal beim Kunden, mal von zu Hause, mal in der Firma. Vergleichsweise leicht konnten Beratungsunternehmen in der Pandemie komplett auf Homeoffice umstellen. Normalzustand dürfe das aber nicht bleiben.
Wenn ein Unternehmen nur Arbeitsleistungen und Stunden einzelner Menschen sammelt, dann kann man wunderbar von zu Hause arbeiten. Aber Unternehmen sind viel mehr. Unternehmen sind auch soziale Konstrukte. Und da braucht es vernünftige Räume.
Christof Horn, Vorstandsvorsitzender der Sparte Automotive & Transformation bei Umlaut
Dementsprechend dürften Unternehmen nicht den Fehler machen, zugunsten eines „virtuellen Kostenvorteils“ komplett auf Büros und persönliche Begegnungen durch Dienstreisen zu verzichten. Das führe zu einem Verlust von Identität, Motivation und Mitarbeitenden.
Arbeitsorte dagegen sind eine Möglichkeit, dass sich Mitarbeitende zugehörig fühlen, sagt Christof Horn. Büros sollen Begegnungsstätten sein, die Mitarbeitenden sollen diese Orte in Besitz nehmen. Und das kann nur funktionieren, wenn der Arbeitsort entsprechend gestaltet ist, mit ausreichend Flächen zur Begegnung. Die Firmenarchitektur könne dabei in vielen Fällen auch Rückschlüsse zulassen, wie sich das Unternehmen organisiert.
Firmengebäude und die Art und Weise, wie Offices gestaltet sind, spiegeln oft sehr direkt wider, was denn die Firma eigentlich über sich denkt, was sie über ihre Angestellten denkt, wie man miteinander umgeht.
Viele Unternehmen hätten nun auch die Zeit genutzt, grundlegende Fragen zu stellen, sagt Christof Horn. Wie selbstständig wollen wir unsere Menschen in unserem Unternehmen arbeiten lassen? Wie legen wir die Verantwortung hin? Wie organisieren wir uns selber?
detektor.fm-Moderator Christian Bollert spricht mit Christof Horn über die Funktion des Büros, warum Homeoffice kein Normalzustand werden sollte, über große Firmenzentralen und was ein Arbeitsort für Dienstleistungsunternehmen leisten muss.