brand eins Podcast | Karin Jurczyk

Erwerbs- und Sorgearbeit gerechter verteilen

Mit dem „Optionszeitenmodell“ möchte Karin Jurczyk Erwerbs- und Sorgearbeit gerechter zwischen den Geschlechtern verteilen und die Arbeitswelt besser an die Bedürfnisse der Menschen anpassen. Gerade weil wir immer älter werden und viele junge Menschen anders arbeiten möchten.

Erwerbsbiografien neu denken

Wir leben in einer Gesellschaft, in der fast alle immer älter werden. Während sich durch „mehr Lebenszeit“ persönliche Freiheiten ergeben können, wie mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbies, oder um noch einmal etwas ganz Neues zu wagen, ergeben sich für unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt viele neue Herausforderungen: In fast allen Branchen fehlen Fachkräfte und vor allem viele jüngere Mensche wollen anders arbeiten. Dazu forscht die Soziologin Karin Jurczyk. Am Deutschen Jugendinstitut in München hat sie das „Optionszeitenmodell“ mitentwickelt.

Die Idee dahinter ist, dass wir aus den jetzt starren „Normalbiografien“ der Erwerbsverläufe ein Modell der sogenannten atmenden Lebensläufe machen.

Karin Jurczyk, Soziologin

Foto: Sigrid Reinichs

Sorge als Normalfall

Dieses Optionszeitenmodell könnte die „Rushhour des Lebens“, die sich vor allem im Alter zwischen 30 und 45 Jahren abspielt, entzerren. Es sieht feste Phasen vor: Sechs Jahre für Sorgearbeit für andere Menschen, also Kinder, ältere und kranke Menschen, zwei Jahre für Weiterbildung und ein Jahr auch für sich selbst, also Selbstsorge. Immer noch ist es so, dass ein Großteil der Sorgearbeit von Frauen gemacht wird.

Was wir eigentlich erreichen wollen, ist eine Umkehr von dem, was jetzt Ausnahme ist: Also, dass es normal und selbstverständlich wird, auch für Männer, Erwerbsarbeit zu unterbrechen oder zu reduzieren.

Karin Jurczyk

Wie dieses sozialpolitische Modell finanziert werden könnte, was es noch braucht, um es zu realisieren und was sie von der Bundesregierung an Initiativen erwartet, darüber spricht Karin Jurczyk im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert.

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