brand eins-Podcast | Katharina Habersbrunner

„Für Bürgerenergie gibt es zu viele Handschellen“

Genossenschaften, die Ökostrom produzieren und regional verteilen, haben es schwer. Und das, obwohl die Bürgerenergie bis 2012 ein großer Erfolg war. Katharina Habersbrunner spricht im Podcast über ungünstige politische Regeln und darüber, ob die Energiewende mit Energiegemeinschaften sozial gerecht und bezahlbar ist.

Energiegenossenschaften: eine Lösung?

Sich zusammenschließen, Solarzellen zum Beispiel auf dem Kirchendach installieren und für das Klima selbst Ökostrom produzieren: Energiegenossenschaften machen genau das. Bundesweit gibt es heute etwa 900 Energiegenossenschaften mit 200 000 Mitgliederinnen und Mitgliedern, die in erneuerbare Energien investieren. So wie Katharina Habersbrunner von der Münchener Bürgerenergiegenossenschaft und Sprecherin des Bündnis Bürgerenergie.

Wenn Energiegemeinschaften selbst Strom produzieren und nutzen, kommen wir nicht nur den Klimazielen näher, es ist auch eine sozial gerechte Ausgestaltung der Energiewende.

Katharina Habersbrunner

Foto: privat

Habersbrunner unterstreicht die Vorteile des Konzepts für Klima und Gesellschaft: Die Kosten der Energiewende seien leichter zu tragen, die Netze würden durch eine regionale Nutzung des Stroms entlastet und die Bürgerinnen und Bürger würden die Energiewende eher akzeptieren, da sie auch finanziell profitieren können.

Die deutsche Politik bremst

Doch der Boom der sogenannten Bürgerenergie ist vorbei: Die mehrfache Überarbeitung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes in Deutschland habe für Energiegenossenschaften keine Vereinfachungen gebracht, sagt Habersbrunner. Im Gegenteil, sie müssten den Strom selbst vermarkten und Vorgaben, wie die Ausschreibungspflicht, überforderten viele Vereine.

Für Bürgerenergie gibt es viele Handschellen: Im Moment können nur Menschen, die eigene Immobilien besitzen, den Strom vom Solardach ohne Abgaben direkt nutzen – Gemeinschaften wie Mehrfamilienhäuser nicht.

Katharina Habersbrunner

Die Europäische Union dagegen möchte den Eigenverbrauch von selbst produziertem Strom fördern. Erst vergangene Woche hatte die EU-Kommission ihr Klimaschutzprogramm „Fit for 55“ vorgestellt.

detektor.fm-Moderator Christian Bollert im Gespräch mit Katharina Habersbrunner über die Idee der Bürgerenergie, politischen Unwillen und eine sozial gerechte Energiewende.

Moderation