brand eins Podcast | Pierre Ibisch

Baumspende-Business

Bäume spenden fürs Klima – wie sinnvoll ist das wirklich? Pierre Ibisch, Professor für Nature Conservation, kritisiert solche Baumpflanzungen. Besser sei es, alte Bäume zu schützen und zu erhalten.

Baumspende-Business boomt

Sommer 2022: Nicht nur wir haben geschwitzt, auch Pflanzen und Bäume hatten es schwer, weil es viel zu heiß war, viel zu wenig geregnet hat, und der Grundwasserspiegel erheblich abgesunken ist. Verheerendes Fazit des Waldzustandsberichts 2022: Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund.

Ein interessanter Lösungsansatz ist das Baumspenden. Denn seit Unternehmen mit Aufforstungsprojekten Zertifikate zur Verbesserung ihrer CO₂-Bilanz kaufen können, boomt dieser Markt. Nicht nur Firmen können ihre Klimabilanz verbessern, auch Privatpersonen können ihren CO₂-Fußabdruck verkleinern, indem sie Bäume spenden. Pierre Ibisch, Biologe und Professor für Nature Conservation an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), sieht Baumpflanzungsprojekte kritisch. Denn die jungen Bäume haben viele Feinde, wie Trockenheit, Wärme, Wild, Waldbrände. Letztlich sind Setzlinge aus der Baumschule auch nicht so resistent wie Bäume, die im Wald selbst gewachsen sind. Seine Empfehlung ist klar:

Es wäre sehr viel sinnvoller, bevor man pflanzt und repariert, sich darum zu kümmern, dass die noch intakten, lebenden, wachsenden Wälder gedeihen können, dass die besser geschützt werden.

Pierre Ibisch

Waldschutz ist Klimaschutz

Wichtig ist ihm auch, hier in deutschen Wäldern, sozusagen vor unserer eigenen Haustür etwas zu tun, und das nicht auf andere Länder abzuwälzen.

Wenn es woanders ist, Madagaskar, Mexiko, Bolivien, wo auch immer, da sollen die Leute sich dann freuen, wenn sie für uns Bäume pflanzen.

Pierre Ibisch

Er plädiert dafür, jungen Wäldern mehr Zeit und Ruhe zu geben, damit sie wachsen und Resilienz entwickeln können. Worauf wir achten sollten, wenn wir trotz allem Baumpflanz-Unternehmen und -Organisationen unterstützen wollen, erklärt Pierre Ibisch im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert.

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