Flopcast | Marc Clemens

„Wenn es mir gut geht, kann ich auch gut arbeiten“

Marc Clemens kann sich nicht vorstellen, irgendwo angestellt zu sein. Deshalb gründet er nach dem Studium sein erstes Start-up, einen Online-Weinhandel. Der geht allerdings pleite. Eine andere Geschäftsidee im HR-Tech-Bereich führt zum Erfolg.

Warum kauft niemand online Wein?

Viel Arbeit, lange Tage und kaum Privatleben. Trotz seines großen Engagements und das seiner Mitarbeitenden konnte Marc Clemens sein Start-up „Sommelier Privé“ nicht weiterführen. Dabei war die Idee einleuchtend: Wein, als ein Kulturgut, muss online anders verkauft werden als zum Beispiel Schuhe. Deshalb haben er und sein Team unter anderem einen Algorithmus programmiert, der Weine mit dem persönlichen Geschmack der Kundinnen und Kunden matcht. Dazu gab es eine App und ein Wein-Abo. Nur genug Kundinnen und Kunden gab es offenbar nicht.

Am Ende ist es immer relativ einfach: Wir haben mehr Geld ausgegeben, als wir eingenommen haben. Und es wollte uns niemand mehr finanzieren.

Marc Clemens

Foto: 9am / CodeControl

Heute weiß er zwar, dass es auch noch andere Möglichkeiten gegeben hätte, sich zumindest eine Zeit lang zu finanzieren. Aber 2014 war für „Sommelier Privé“ Schluss. Aus seinem ersten Start-up nimmt Marc Clemens die Erkenntnis mit, wie wichtig die eigene Gesundheit ist. Deswegen hatte er bereits bei „Sommelier Privé“, aber auch bei seinen Neugründungen, für sich und seine Mitarbeitenden Regeln aufgestellt — keine Wochenendarbeit und Feierabend spätestens um 19 Uhr.

Marc Clemens’ Traum von der Selbstständigkeit

Seine neuen Firmen „CodeControl“ und „9am“ unterstützen andere Freischaffende in ihrer Selbstständigkeit. Selbstbestimmtes Arbeiten ist für ihn die Zukunft. Den Fokus auf mentale Gesundheit hat er auch bei seinen Neugründungen beibehalten.

Es muss mich in zwei Versionen geben: mich als arbeitende Person und mich als Privatperson. Ich als Privatperson muss erst mal glücklich sein. Und wenn es mir gut geht, dann kann ich gut arbeiten.

Marc Clemens

Um die Risiken einer Überarbeitung frühzeitig zu erkennen, gibt es für seine Mitarbeitenden monatlich eine Happiness-Survey. Darin können sie zum Beispiel mitteilen, wie sie ihren aktuellen Workload einschätzen. Vor einem erneuten Scheitern schützt das aber nicht, weiß Marc Clemens. Für ihn gehört es heute zu einer guten Fehlerkultur dazu, dass man Dinge bewusst ausprobiert und einige auch nicht funktionieren.

Was Marc Clemens an der Fehler- und Arbeitskultur in Bulgarien und anderen osteuropäischen Ländern begeistert, erzählt er im „Flopcast“ im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Anja Bolle. 

Redaktion