Integration von Flüchtlingen | Drücken sich Unternehmen vor der Verantwortung?

54 eingestellt – 300.000 warten

300.000 Flüchtlinge suchen nach Arbeit. Die größten Unternehmen in Deutschland haben bisher gerade mal 54 Personen eingestellt. Dabei hilft ein Job womöglich, Geflüchtete zu integrieren.

54 Flüchtlinge – so viele sollen die 30 größten deutschen Unternehmen bislang fest eingestellt haben. Diese Zahl scheint erschreckend gering, insbesondere wenn man bedenkt, dass es im Grunde nur ein Unternehmen ist, das den Geflüchteten Arbeit gegeben hat und aktiv etwas für die Integration tut. Denn 50 dieser 54 Menschen haben bei der Deutschen Post einen Job gefunden – die restlichen vier verteilen sich auf die anderen 29 Unternehmen.

Übernehmen die Unternehmen keine Verantwortung?

Wenn man diese Nachricht liest, kommt man schnell zu dem Schluss: viel zu wenige, da geht doch mehr! Allerdings lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Arbeitssituation in den Unternehmen zu werfen. Insgesamt werden nur sehr wenige Festanstellungen angeboten und das betrifft nicht nur Flüchtlinge. Festanstellungen sind mittlerweile generell ein eher rares Gut in der Arbeitswelt. Außerdem: So verlockend eine Festanstellung auch klingen mag, ist sie in vielen Fällen nicht das Maß der Dinge. Außerdem setzen gerade die großen Unternehmen lieber auf ausbildende Praktika, wie Kerstin Tote vom Wirtschaftsverband „Charta der Vielfalt“ erklärt:

Wir sehen die Bemühungen, Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt und in ihr Unternehmen zu integrieren. – Kerstin Tote

Integration in den Arbeitsmarkt

Solche Praktika können aus der Sicht von Kerstin Tote deutlich wirksamer sein, um Geflüchtete dauerhaft für den Arbeitsmarkt interessant zu machen. Denn zum einen bekämen sie so einen Einblick in die deutsche Arbeitswelt, außerdem knüpfen sie ihre ersten Kontakte und haben zusätzlich noch Sprachunterricht in dieser Zeit.

Somit kann nicht pauschal davon die Rede sein, dass sich die großen Firmen vor der Verantwortung für Geflüchtete drücken. Die Menschen in die Gesellschaft zu integrieren ist ein langwieriger Prozess, gerade auf dem Arbeitsmarkt herrschen zudem sehr unterschiedliche Anforderungen. So erklärt Kerstin Tote beispielsweise auch, wieso die Deutsche Post so viel mehr Flüchtlinge fest einstellt als große Autohersteller.

Was es genau damit auf sich hat und wie sie die kleine Zahl von 54 Festanstellungen bewertet, hat Kerstin Tote vom Wirtschaftsverband „Charta der Vielfalt“ erklärt. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Konrad Spremberg gibt sie Antworten auf Fragen zur Integration im Arbeitsmarkt.

Natürlich würden wir uns wünschen, dass es schneller und besser vorangeht. Aber wir finden jedes Engagement, das Unternehmen in die Richtung machen, sehr gut und nachahmenswert.Kerstin Tote 

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