Einst der größte Klavierbauer Europas, in der DDR enteignet, nach der Wende reprivatisiert: Die Julius Blüthner Pianofortefabrik hat eine turbulente Geschichte. Geschäftsführer Christian Blüthner-Haessler erinnert sich.
Die Komponisten Franz Liszt, Peter Tschaikowsky und Sergej Prokofjew, Jazzpianist Dave Brubeck und Soullegende Stevie Wonder, Schlagerstar Udo Jürgens und Popsängerin Ariana Grande: Sie alle haben einen Blüthner-Flügel gespielt. Mittlerweile blickt das Familienunternehmen auf eine 150-jährige turbulente Geschichte zurück.
1854 von Julius Blüthner gegründet, hatte sich die Manufaktur zur Jahrhundertwende zum größten Klavierbauer Europas entwickelt. Es folgten zwei Weltkriege und die Gründung der DDR, in der Familienunternehmen einen schweren Stand hatten. 1972 wurde das Unternehmen schließlich enteignet und in einen Volkseigenen Betrieb der DDR umgewandelt. Kein gutes Timing, erinnert sich der heutige Geschäftsführer Christian Blüthner-Haessler:
Dabei hatte die Unternehmerfamilie auch in der DDR eine gewisse Narrenfreiheit. Zu wichtig waren die Devisen, die das Unternehmen durch Verkäufe ins sogenannte nichtsozialistische Ausland in die maroden SED-Kassen spülte. Denn auch zu DDR-Zeiten schworen Künstlerinnen und Künstler weltweit auf den besonderen Sound der Flügel aus Leipzig. Ein Geheimnis hinter dem berühmten „goldenen Ton“ ist die Aliquot-Technik, die noch heute in vielen Flügeln des Unternehmens steckt: Zusätzliche, gedämpfte Saiten sorgen dafür, dass die Töne brillanter klingen.
Warum die Manufaktur gefühlt auch nach der Enteignung zur Familie gehört hat, wie die Beatles für „Let it be“ einen Blüthner-Flügel aus der DDR bestellt haben und warum er für das Familienunternehmen seine Karriere als Arzt an den Nagel gehängt hat, all das erzählt Christian Blüthner-Haessler im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Claudius Nießen.