Rinder als Exportware

Das Tierwohl bleibt auf der Strecke

Deutschland exportiert mehrere Tausend Rinder im Jahr. Viele Zielländer liegen außerhalb der EU und haben bedenkliche Tierschutzstandards. Das widerspricht dem hier geltenden Tierschutzrecht.

Keine Rinder aus dem Norden

Im Februar haben mehrere Gebiete in Schleswig-Holstein einen Export-Stop für Rinder erlassen. Denn zuvor hatten Kreisveterinäre aufgehört, die notwendigen Genehmigungen zu unterschreiben. Inzwischen gilt das Ausfuhrverbot sogar im gesamten Bundesland. Es betrifft 14 Länder außerhalb der EU, darunter die Türkei, Marokko, den Libanon und Usbekistan. Auch Bayern hat ein Exportverbot in Drittstaaten verhängt. Seitdem gewinnt das Problem auf der Bundesagenda an Bedeutung.

Brisantes Papier

Angefangen hat die Geschichte mit einem juristischen Gutachten von Amtsrichter Christoph Maisack und Veterinär Alexander Rabitsch. Darin berichten die beiden von Missständen beim Rinderexport. Zum Beispiel gehen viele deutsche Rinder an Länder, in denen der Umgang mit Nutztieren den Tierschutzrichtlinien stark widerspricht. Dies zeigt sich vor allem auf dem Schlachthof. Die Rinder werden wehrlos gemacht und dann ohne Betäubung geschächtet. Außerdem zeigen die Verfasser, dass viele Transporte nicht so ablaufen, wie es die entsprechende EU-Verordnung vorschreibt.

Die Rinder haben zwar die erforderliche Ruhepause von 24 Stunden eingehalten, aber nicht nachdem sie abgeladen wurden. Das heißt, die Tiere sind ununterbrochen an Bord der Fahrzeuge. – Alexander Rabitsch, Veterinärmediziner

Rechtlich gesehen ist das Veterinäramt dazu verpflichtet, die geplanten Reisebedingungen zu überprüfen. Folglich machen sich Tierärzte laut Gutachten der Beihilfe zur Tierquälerei strafbar, wenn sie solche Exporte genehmigen.

Etikettenschwindel

Auf Seiten der Produktion trifft das Exportverbot auf Unverständnis. Um geplante Geschäfte trotzdem durchzuführen, tricksen die Exporteure. So nutzen sie beispielsweise Aufladestellen in anderen Bundesländern. Ein Exportabwickler ist sogar rechtlich gegen das Ausfuhrverbot vorgegangen. Die Begründung: Deutschland exportiert überwiegend Zuchtrinder. Diese sollen dann im Zielland dem Aufbau einer Rinderherde dienen. Nur findet dort Berichten zufolge kaum jemals ein solcher Herdenaufbau statt. Also werden deutsche Rinder immer wieder nachgeliefert.

Über die Problematik des deutschen Rinderexports hat Alexandra Boger mit dem Veterinärmediziner Alexander Rabitsch, dem Landrat im Kreis Rendsburg-Eckernförde Rolf-Oliver Schweme und der dortigen Amtsveterinärin Manuela Freitag gesprochen. Was die zu berichten wussten, erzählt Alexandra Boger im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Marie Landes.

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Redaktion: Alexandra Boger

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