Stadtgespräch | Großprojekte in Rottweil

Rottweil auf Rekordjagd

Im baden-württembergischen Rottweil begibt man sich mit zwei Großprojekten auf Rekordjagd: Die höchste Besucherplattform Deutschlands soll durch die längste Fußgängerhängebrücke der Welt mit der Rottweiler Altstadt verbunden werden.

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Am Anfang war der Turm

Der 246 Meter hohe Turm ist vom Konzern Thyssen-Krupp gebaut worden. Hier sollen ab 2017 Fahrstuhlsysteme für Wolkenkratzer in der ganzen Welt getestet werden. Das Aufzugswerk selbst liegt in Stuttgart. Allerdings durfte der Turm aufgrund der Nähe zum Stuttgarter Flughafen dort nicht gebaut werden. Die Wahl des Konzerns fiel daher aufs etwa anderthalb Fahrstunden entfernte Rottweil. Damit nicht nur Thyssen-Krupp vom Standort profitiert, hat der parteilose Oberbürgermeister Ralf Broß eine öffentlich zugängliche Besucherplattform ausgehandelt. Für die Stadt soll der Turm als Touristenattraktion dienen. Die Gegner des Turms waren schnell überstimmt.

Dass das ein hervorragendes, tolles technisches Bauwerk ist, das bestreitet niemand. Es ist schon ein Monument und strahlt weit über Rottweil hinaus. – Reiner Hils, Mitglied im Rottweiler Gemeinderat

Um auch die letzten Zweifler zu überzeugen, hat der Konzern eine Webseite für den Turm eingerichtet. Hier werden im 15 Minuten-Takt Bilder per Webcam live von der Baustelle hochgeladen. Auch können unter #testturm Bilder und Videos vom Turm auf Instagram gepostet werden. „Die Zukunft liegt in Rottweil“, wirbt eine Überschrift zusätzlich – die Zukunft von was eigentlich?

Über diese Brücke musst du gehen

Damit nicht nur der Testturm, sondern auch die Rottweiler Innenstadt besichtigt werden kann und Geld in die Stadt-Kassen gespült wird, soll eine 850 Meter lange Hängebrücke den Turm mit der Stadt verbinden. Stadt und Investor rechnen mit etwa 100.000 Besuchern, die das Neckartal jährlich mithilfe der Brücke überqueren werden. Die Projektkosten von rund 6 Millionen Euro sollen durch Eintrittsgelder refinanziert werden. Für Oberbürgermeister und Projektleiter ist dabei klar:

Die geplante Brückenanlage wird ein Alleinstellungsmerkmal für die gesamte Region und im Zusammenspiel mit Turm und historischer Innenstadt entscheidend dazu beitragen, Rottweil als Tourismusdestination mit Magnetwirkung zu positionieren. – Oberbürgermeister Broß und Projektleiter Eberhardt

Aussehen soll das Ganze ungefähr so:

Kritik kommt von den Anwohnern

Großprojekte wären so einfach, wenn da nicht die immer diese Anwohner wären. So gibt es auch in Rottweil Proteste gegen den Bau der geplanten Hängebrücke. Man fürchtet sich vor den Konsequenzen der Brücke mit dem neuen Besucheranstrom. Über das Für und Wider der beiden Projekte und die Stimmung in der Stadt hat detektor.fm-Moderatorin Maj Schweigler mit Reiner Hils gesprochen. Er sitzt für „Forum für Rottweil“ im Gemeinderat.

Der Turm ist akzeptiert. Bei der Brücke ist das eher nicht so. Das ist eher so ein Event. Ob das Rottweil braucht, das weiß ich noch nicht.Reiner Hils 

Redaktion: Jannik Gräfen

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