Was wichtig wird | Euro profitiert von der politischen Lage

Dollar-Blues und Eurorausch

Der Eurokurs ist diese Woche zeitweise auf die Höchstmarke von 1,1868 US-Dollar gestiegen, so hoch wie seit 2015 nicht mehr. Woran liegt das, können wir uns daran gewöhnen und was hat das alles mit der us-amerikanischen Politik zu tun? Anton Riedl von der Wirtschaftswoche erklärt es.

Der Euro freut sich, der Dollar kuckt traurig aus der Wäsche und der Markt „spielt den Dollar-Blues“, so hat die Analystin Antje Praefcke die aktuelle Situation an den Finanzmärkten beschrieben. Dabei gingen viele Beobachter bis vor einem halben Jahr noch davon aus, dass die neue Trump-Regierung Amerika stärker macht. Falsch gedacht.

Ganz im Gegenteil, Amerika zerlegt sich regelrecht, es ist ein Desaster auf politischer Ebene. Auch auf wirtschaftlicher Ebene ist Amerika nicht mehr so stark wie vor einem Jahr. – Anton Riedl, Redakteur bei der Wirtschaftswoche

Markt verspekuliert sich

Der Dollar ist aus Sicht vieler Analysten vor sechs Monaten noch vollkommen überbewertet gewesen. Auf ihn wurde gewettet, andere Währungen deutlich schwächer eingeschätzt. Jetzt nehmen viele Marktteilnehmer eine gegenseitige Position ein und die europäische Leitwährung schnellt nach oben. Dabei hatten viele ihn – mal wieder – fast schon aufgegeben.

Es gab Prognosen, dass der Euro zerfällt. Der Euro sei eine Missgeburt. Aber der Euro kam zurück und das hatte auch mit der politischen Besinnung auf die EU zu tun.Anton Riedl 

Keine Rückkehr zu alter Stärke

Vor allem die Wahl von Emmanuel Macron zum französischen Präsidenten habe dazu geführt, dass die EU sich trotz nationalistischer Tendenzen in Polen oder Ungarn sowie dem Brexit wieder mehr zu ihren Werten bekennt. Allerdings stand die europäische Währung auch schon einmal bei einem Kurs von momentan unvorstellbaren 1,60 US Dollar. Trotzdem ist der zurückliegende Aufstieg beachtlich.

Alte Stärke ist das aber noch nicht. Das ist ein Prozess der sich vielleicht über ein halbes Jahr oder ein Jahr weiterentwickelt. Vielleicht haben wir dann einen Euro von 1,40 US-Dollar. Das ist natürlich eine mutige Prognose, aber nicht ausgeschlossen. – Anton Riedl, Redakteur bei der Wirtschaftswoche

Euro-Freude ist DAX-Leid

Die deutschen Unternehmen die im DAX notiert sind, haben durch den starken Euro jedoch einen leichten Nachteil. Denn sie produzieren in Euro und dadurch unter höheren Kosten. Außerdem bekommen sie im Gegenzug viele Umsätze in Dollar. Zwar haben sich einige Unternehmen schon darauf eingestellt und produzieren sowieso auch international. Trotzdem bleibt ein Problem:

Unterm Strich war es für die meisten Unternehmen ein Vorteil, dass der Euro in den letzten zwei Jahren so schwach war. Das ist auch ein Grund für die gute Entwicklung in Deutschland und Europa. Es wird für uns ein tendentieller Nachteil, wenn die Währung in Europa wieder wertvoller wird. – Anton Riedl, Redakteur bei der Wirtschaftswoche

Über schwachen Dollar und starken Euro hat detektor.fm-Moderator Jakob Bauer mit Anton Riedl von der Wirtschaftswoche gesprochen.


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