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Warum halten wir am Bargeld fest?

Während etwa in Schweden mittlerweile fast alles mit Karte bezahlt wird, ist Bargeld in Deutschland noch immer das beliebteste Zahlungsmittel – trotz Corona. Warum hängen wir so am Bargeld?

Trend zum bargeldlosen Zahlen

Der Trend hin zu mehr bargeldlosen Transaktionen ist schon länger da. Während der Corona-Pandemie haben bargeldlose Transaktionen noch einmal stark zugenommen, das belegen Zahlen der Europäischen Zentralbank. Zu diesem Ergebnis kommt auch die Boston Consulting Group (BCG) in ihrem Global Payments 2020 – Fast Forward into the Future-Report: In Deutschland sind elektronische Transaktionen 2020 im Vergleich zum Vorjahr von 227 Transaktionen pro Kopf auf 278 Transaktionen pro Kopf gestiegen. Das sind fast 23 Prozent.

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland allerdings immer noch unter dem Durchschnitt von 264 Transaktionen. Anders sieht das z. B. in vielen skandinavischen Ländern aus, in denen Bargeld kaum noch benutzt wird. Mit 563 bargeldlosen Transaktionen pro Kopf im Jahr steht Norwegen hier im europäischen Vergleich an der Spitze.

Für die Deutschen ist das Bargeld Teil einer Tradition. Es hat etwas Haptisches. Wir machen mit diesem Bargeld etwas: Wir geben etwa Trinkgeld oder es wird in der Kirche die Kollekte bar eingesammelt. Und wenn man das nun abgibt oder komplett ersetzt, dann haben die Menschen das Gefühl, dass Ihnen ein Teil dieser Tradition verloren geht.

Julia Pitters, Wirtschaftspsychologin an der IU Internationalen Hochschule

Foto: BehaviorQuant

Hängen Deutsche am Bargeld?

Deutschland ist ein Land der Bargeldfans. Laut einer Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut Yougov zahlen drei Viertel der Deutschen immer noch meistens mit Münzen oder Scheinen. Befürworterinnen und Befürworter von Bargeld argumentieren, dass es anonym sei, einen kulturellen Wert und einen psychologischen Effekt habe. Dagegen hält die Seite, die bargeldlosen Transaktionen befürwortet, mit mehr Sicherheit, zudem sei es hygienischer und zeiteffizienter.

Trotz des hohen Stellenwerts des Bargelds, gibt es auch in Deutschland Geschäfte, die gar kein Bargeld mehr akzeptieren und ganz auf Kartenzahlung oder digitale Zahlungsmethoden umgestiegen sind. Etwa die hamburgische Kaffeerösterei „Public Coffee Roasters“.

Natürlich war es am Anfang so, dass sehr viel Erklärung notwendig war. Heute fragt kein Mensch mehr nach, weil das einfach bei uns gang und gäbe ist.

Argin Keshishian (links), Mitgrüner von Public Coffee Roasters

Foto: Frank Siemers

detektor.fm-Moderatorin Marie Jainta hat bei Argin Keshishian, Mitgründer der Rösterei nachgefragt, wie ein bargeldloses Café in der Praxis funktioniert. Über die psychologische Bedeutung von Bargeld hat sie außerdem mit der Wirtschaftspsychologin Julia Pitters von der der IU Internationalen Hochschule gesprochen.

Redaktion