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Wie sinnvoll ist ein Gaspreisdeckel?

Viele Menschen in Deutschland schauen besorgt auf Herbst und Winter. Die Angst vor dem steigenden Gaspreis ist groß. Seit Monaten diskutiert die Ampel über einen Gaspreisdeckel. Der soll jetzt umgesetzt werden, doch wie sinnvoll ist das überhaupt für Verbraucher und Verbraucherinnen?

Gaspreis deckeln für bis zu 36,5 Milliarden Euro?

Die Bundesregierung will den Gaspreis deckeln. Das bedeutet, dass sie für eine bestimmte Menge Gas einen Preis festlegen, den Gasversorger von ihren privaten Kunden maximal verlangen dürfen. Dazu, wie dieses Vorhaben umgesetzt werden könnte, gibt es verschiedene Vorschläge. Jeder Vorschlag kostet die Bundesregierung viel Geld. Wie viel genau verschiedene Modelle im kommenden Jahr kosten könnten, haben nun Ökonomen der Hans-Böckler-Stiftung berechnet. Das Ergebnis: zwischen 15,6 und 36,5 Milliarden Euro.

Ich glaube sehr wohl, dass der Gaspreisdeckel ein geeignetes Instrument zur Entlastung der privaten Haushalte ist.

Tom Bauermann, Referatsleiter am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung

Foto: Paul Dudley

Verschiedene Modelle vorgeschlagen

Vorgeschlagen wurde unter anderem das Modell des „Sozialen Grundkontingents“. Bei diesem würde jeder Haushalt 5000 Kilowattstunden Gas zu gedeckelten Preisen bekommen, und pro weiterer Person im Haushalt nochmal 2000 zusätzlich. Je nach Deckelung würde die Haushalte also entsprechend entlasten. Beim aktuellen durchschnittlichen Gaspreis würde ein 2-Personen-Haushalt bei einer Deckelung auf 14 Cent pro Kilowattstunde 796 Euro sparen.  Expertinnen und Experten erwarten, dass das Modell des „Sozialen Grundkontingents“ besonders einkommensschwache Haushalte unterstütze.

Ein weiteres Modell wäre die „Grundsockellösung“. Bei diesem Modell bekommt jeder Haushalt 80 Prozent des eigenen Verbrauchs aus dem Vorjahr subventioniert — unabhängig vom Einkommen. Dieses Modell unterstützt sozial schwächere Haushalte also nicht zusätzlich. Expertinnen und Experten, Verbände und Parteien haben weitere Modellvorschläge gemacht — alle werden teuer. Die Bundesregierung diskutiert aktuell, woher sie das Geld für einen Gaspreisdeckel nehmen will.

Bei den Privathaushalten wären Direktzahlungen, ähnlich wie bei der Energiepauschale im September, perspektivisch die beste Möglichkeit.

Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen

Foto: Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen

Lohnt sich ein Gaspreisdeckel also überhaupt? Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde mit Tom Bauermann. Er ist Referatsleiter am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung. Udo Sieverding ist Bereichsleiter Energie bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und gibt eine Einschätzung, wie sehr der Gaspreisdeckel Verbraucherinnen und Verbraucher entlasten kann.