Während deutsche Unternehmen deutlich weniger Produkte direkt nach Russland verkaufen, haben sich die Exporte in die Nachbarländer Russlands mehr als verdoppelt. Fachleute gehen deshalb davon aus, dass deutsche Produkte indirekt über Drittstaaten in Russland landen.
Westliche Technik in russischem Kriegsgerät — das ist nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine eigentlich nicht mehr gewollt und wird durch EU-Sanktionen blockiert. Tatsächlich exportiert Deutschland seit Kriegsbeginn deutlich weniger Waren direkt nach Russland. Gleichzeitig haben sich die deutschen Exporte in russische Nachbarländer allerdings mehr als verdoppelt. Laut Statistischem Bundesamt sind die Exporte in die GUS-Staaten (ohne Russland) um 1,5 Milliarden Euro gestiegen. Zur GUS (Gemeinschaft Europäischer Staaten) gehören viele Nachfolgestaaten der Sowjetunion, neben Russland auch Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, Moldau, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan.
Expertinnen und Experten gehen deshalb davon aus, dass Produkte, die von deutschen Firmen vor dem Krieg direkt nach Russland exportiert worden sind, jetzt indirekt über Drittstaaten in Russland landen und die westlichen Sanktionen so umgangen werden. So zeigt zum Beispiel eine Recherche des WDR-Politikmagazins Monitor, wie kriegsrelevante elektronische Bauteile über Umwege von Deutschland nach Russland gelangen.
Die Journalistin Véronique Gantenberg hat an der Recherche mitgearbeitet und erklärt in dieser Folge von „Zurück zum Thema“, wie deutsche Unternehmen Sanktionen umgehen. Wie verhindert werden kann, dass deutsche Produkte über die GUS-Staaten nach Russland gelangen, fragt detektor.fm-Moderator Gottfried Haufe den Ökonomen Julian Hinz vom Kiel Institut für Weltwirtschaft.