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Wie funktionieren deutsche Steueroasen?

Briefkastenfirmen gibt es nicht nur auf entfernten karibischen Inseln, sondern auch mitten in Deutschland. Ein Scheinfirmensitz lohnt sich vor allem dort, wo der sogenannte Hebesteuersatz für Gewerbe niedrig ist. Wie funktionieren solche innerdeutschen Steueroasen?

Steueroasen in Deutschland

Briefkastenfirmen gibt es nicht nur im fernen Ausland, sondern auch mitten in Deutschland. Wo sich hierzulande am meisten Steuern sparen lassen, ist abhängig vom sogenannten Hebesatz, der die Höhe der Gewerbesteuer bestimmt. Ist der Hebesatz einer Gemeinde niedrig, müssen dort ansässige Firmen weniger Gewerbesteuern zahlen. Meist ist der Hebesatz in kleineren Gemeinden niedriger als in großen Städten. Wenn der Hebesatz besonders niedrig ist, spricht man von einer Steueroase. Dabei sind Unternehmen rechtlich verpflichtet, ihren Firmensitz dort anzumelden, wo tatsächlich die Arbeit verrichtet wird. Es ist also nicht erlaubt, nur ein Namensschild an einen Briefkasten zu hängen, weil der Hebesatz vor Ort so niedrig ist.

Man muss tatsächlich auch vor Ort, wo eigentlich nur der Briefkasten sein soll, arbeiten. Wenn man das nicht tut, dann ist man potenziell sogar im Bereich der Steuerhinterziehung.

Henning Tappe, Professor für Öffentliches Recht an der Universität Trier

Foto: privat

Das Problem dahinter

Klar ist: Unternehmen, die in Gemeinden mit niedrigen Hebesätzen dem Schein halber ihr Gewerbe anmelden, sparen Steuern. Und die Gemeinden profitieren von einer großen Zahl an Briefkastenfirmen, weil sie dadurch insgesamt mehr Gewerbesteuern einnehmen. Im bayrischen Grünstadt gibt beispielsweise fast so viele Firmensitze wie Einwohner. Mit Blick auf ganz Deutschland sind solche Steueroasen aber ein Problem. Der Staat macht dadurch einen Verlust von bis zu einer Milliarde Euro im Jahr — Steuergelder, die man eigentlich für das Gemeinwohl einsetzen könnte.

Wie funktionieren deutsche Steueroasen? Das fragt detektor.fm-Moderator Ole Zender den Rechtswissenschaftler Prof. Henning Tappe von der Universität Trier.

Redaktion