Forschungsquartett | Bioökonomie

Green Power

Bambuszahnbürste, Holzfahrrad oder Frischhaltefolie aus Bienenwachs. Eine nachhaltige Wirtschaft steht im Fokus des Wissenschaftsjahres 2020. Welche Forschungen gibt es aktuell?

Das Forschungsquartett – dieses Mal in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft.

Bioökonomie – das bedeutet modern und nachhaltig wirtschaften sowie basierend auf der „effizienten Nutzung von biologischen Ressourcen wie Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen”. Wir schauen uns drei Aspekte an.

Kraftstoffe aus Cellulose

Zu einer funktionierenden Wirtschaft gehört der Verkehr – über Wasser, Luft oder Straßen. Denn nur so können Waren an ihren Zielort gelangen. Doch für eine nachhaltige Wirtschaft stellt der Verkehr eine große Herausforderung da, denn er ist der drittgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen in Deutschland.

Kraftstoffe biologischer Herkunft gibt es schon länger, die Biokraftstoffe erster Generation werden aus Blüten und Samen von Pflanzen gewonnen. Das Problem: ein sogenannter „Tank-statt-Teller“-Konflikt. Denn die verwendeten Pflanzenbestandteile werden auch für Nahrungsmittel verwendet, zum Beispiel für Pflanzenöl.

Es wäre viel attraktiver, die ganze Pflanze nutzen zu können. Insbesondere die weniger wertvollen Teile wie Halme, Blätter oder Holz, und deswegen arbeitet man an der Herstellung von Biokraftstoffen zweiter Generation.

Ferdi Schüth, Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung

Biokraftstoffe zweiter Generation werden unter anderem aus Cellulose, einem Hauptbestandteil der Pflanzen gewonnen. Ein weiterer Vorteil: Sie können auch für den Schiff- und Flugverkehr eingesetzt werden.

Kulturelle Gewohnheiten

Wie verändert sich eine Gesellschaft, die von fossilen auf nachhaltige Ressourcen umsteigt?

Diese Frage beschäftigt die Anthropologin Gretchen Bakke, zurzeit am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. In ihrer Forschung beobachtet sie die Energiewende an verschiedenen Orten der Welt. Dabei stellt sie fest: Wie eine Gesellschaft ihr Verhalten umstellt, also zum Beispiel weniger Auto fährt, ist stark abhängig von den jeweiligen kulturellen Gewohnheiten.

Manches davon ist Chemie oder Technologie. Manches ist Geschäft oder Lieferkette und Investment. Aber alles geht von den Menschen aus. Also, ist meine Forschung der Teil, der mit Menschen zu tun hat.

Gretchen Bakke, Anthropologin

Grüne Fabriken

In einer Bioökonomie sollen bestehende Ressourcen genutzt werden, um Rohstoffe zu produzieren. Was würde sich da also besser eignen als Pflanzen? Denn sie brauchen lediglich Wasser, CO2, Licht und Mineralstoffe um Pflanzenmasse, Proteine, Vitamine und andere Stoffe zu produzieren.

Pflanzen als „grüne Fabriken“ zu nutzen, gehört zu einem Forschungsbereich am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam. Dort ist Ralph Bock Direktor der Abteilung „Organellenbiologie, Biotechnologie und molekulare Ökophysiologie“. Er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreiben „Molecular Farming“, zu deutsch „Molekulare Landwirtschaft“. Das heißt, sie verändern Pflanzen genetisch, sodass diese bestimmte Wirkstoffe produzieren können.

Wie funktionieren Pflanzen als „grüne Fabriken“? Was sind die Kraftstoffe der Zukunft? Und mit welchen Strategien schafft es eine Gesellschaft hin zu einer Bioökonomie? Mit diesen Themen beschäftigten sich die detektor.fm-Redakteurinnen Leora Koch und Lara-Lena Gödde in einer langen Folge des Forschungsquartetts.

Musik: Aphex Twin: Rhubarb