Forschungsquartett | Gletschermumie Ötzi

Ein neues Bild von Ötzi

Die Gletschermumie Ötzi begeistert die Wissenschaft seit mehr als 30 Jahren. Nun haben Forschende neue Erkenntnisse aus seinen Genen gewonnen. Woher kommt Ötzi wirklich und wie verändert sich unser Bild von ihm?

Das Forschungsquartett – dieses Mal in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft


Woher kommt Ötzi?

Am 19. September 1991 hat ein Ehepaar beim Wandern in den südtiroler Ötztaler Alpen eine Leiche gefunden. Nach einigen Untersuchungen haben Fachleute herausgefunden, dass es sich dabei um eine Mumie aus der Kupferzeit handelt, die damit rund 5.300 Jahre alt ist. Den Namen Ötzi bekam die Mumie von dem Wiener Journalisten Karl Wendl, der den Namen aus den Worten Ötztal und Yeti zusammengesetzt hat. Seitdem begeistert Ötzi die Wissenschaft. 2011 ist es Forschenden das erste Mal gelungen, ein Genom vollständig zu entschlüsseln. Demnach hat er südeuropäische Gene mit genetischen Komponenten von Jägern und Sammlern, anatolischen Ackerbauern und Steppenhirten. Das ist nun widerlegt worden.

Wir haben nur zwei Komponenten im Ötzi-Genom: nämlich die Ur-Europäer, die Jäger und Sammler, und die anatolischen Ackerbauern. Und das Spannende bei Ötzi ist, dass er mehr Ackerbauern-DNA hat als jeder Fund aus seiner Zeit.

Johannes Krause, Archäogenetiker am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie

Foto: Thomas Victor

Eine Rekonstruktion nach unserer Vorstellung

Mithilfe von genetischen Untersuchungen haben Forschende rekonstruiert, wie Ötzi ausgesehen haben könnte. Dabei haben sie sich auch daran orientiert, wie man sich Vorfahren europäischer Menschen vorgestellt hat. Dadurch wird er bisher wie folgt dargestellt: Circa 1,60 Meter groß, leicht muskulös, mit braunen Augen und dunklem Haar und einer eher helleren Hautfarbe, die dem mediterranen Typ ähnelt. Den neuen Forschungen zufolge soll aber dieses Bild nicht stimmen.

Wir gingen bisher davon aus, dass Ötzi von der Hautfarbe her eher so ein mediterraner Typ ist. Wir können jetzt aber sagen, dass er dunkler gewesen ist als jede heutige Population in Europa. Also sogar dunkler, als wir es heutzutage in Sizilien oder in Andalusien finden.

Johannes Krause, Archäogenetiker

Wer ist Ötzi wirklich gewesen und was bedeuten die neuen Forschungsergebnisse für die Wissenschaft? Diese Fragen klärt detektor.fm-Moderatorin Sara-Marie Plekat mit ihrer Kollegin Alina Metz. Sie hat für die Folge „Forschungsquartett“ mit dem Archäogenetiker Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie gesprochen.