Forschungsquartett | Landwirtschaft

Wie wird unsere Landwirtschaft vielfältiger?

Die Landwirtschaft muss nachhaltiger werden. Multifunktionalität soll helfen, sprich: mehr Vielfalt. Aber wie kommen wir dahin?

Das Forschungsquartett – dieses Mal in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung


Landwirtschaft muss vielfältiger werden

Landwirtschaft ist wichtig für unser Leben. Klar, Nahrungsmittel müssen produziert und Menschen mit Jobs versorgt werden. In Deutschland sind zwar „nur“ etwa zwei Prozent der Beschäftigten direkt in der Landwirtschaft tätig, zählen wir aber die Vor- und Nachbereitung mit dazu, schauen uns also das gesamte Agrobusiness an, dann sind es elf Prozent.

Mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Die Landwirtschaft ist dabei monofunktional ausgerichtet, sprich: auf nur ein Ziel hin. Nahrungsmittel, Futter und Biomasse werden in großen Mengen hergestellt – andere Ökosystemleistungen gibt es allerdings nicht. Statt auch die Sicherung der Wasserqualität, Lebensräume für verschiedene Tier- und Pflanzenarten und auch Klimaregulierung zu bedenken, steht allein die Produktion von Nutzpflanzen im Fokus. Das ist nicht besonders nachhaltig. Zukunftssicherer wäre die Landwirtschaft, wenn die Agrarlandschaften multifunktional aufgestellt wären.

Multifunktionale Agrarlandschaften sind Landschaften, die möglichst viele Ökosystemleistungen bereitstellen – zum Beispiel sauberes Wasser, Schutz vor Erosion, ein Habitat für Tiere und Pflanzen.

Dr. Andrea Kaim, Projektleitung "AgriScape", Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Foto: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

Zielkonflikte auf dem Weg zur Multifunktionalität

Bis 2030 sollen in der EU mindestens 25 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen Bio-Produktionen sein. So einfach ist es allerdings nicht, nachhaltiger zu wirtschaften, denn „Bio“ ist nicht automatisch besser. Nutzt man beispielsweise keine Pflanzenschutzmittel, muss gepflügt werden, was wiederum dem Boden schaden kann. Bei multifunktionalen Agrarlandschaften kommen diverse weitere Ziele dazu, die sich im Zweifel gegenseitig ausschließen. Die Agrarwende zu erreichen, ist also eine äußerst komplexe Angelegenheit. Die Nachwuchsgruppe „AgriScape: Zielkonflikte auf dem Weg zu multifunktionalen Agrarlandschaften“ vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig will diese sogenannten Zielkonflikte identifizieren und Lösungen für sie an die Hand geben.

Es ist unklar, welche Veränderungen es braucht, wie tiefgreifend sie sein müssen, weil wir es mit einem komplexen System zu tun haben.

Jun.-Prof. Bartosz Bartkowski, Projektleitung "AgriScape", Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Foto: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

Wie wird unsere Landwirtschaft nachhaltiger und vielfältiger? Welche Probleme treten auf dem Weg zur Multifunktionalität auf und wie kann man ihnen begegnen? Das fragt detektor.fm-Moderatorin Sara-Marie Plekat ihre Kollegin Nina Potzel. Sie hat für diese Folge des „Forschungsquartetts“ mit Dr. Andrea Kaim und Jun.-Prof. Dr. Bartosz Bartkowski gesprochen. Sie leiten die Nachwuchsgruppe „AgriScape: Zielkonflikte auf dem Weg zu multifunktionalen Agrarlandschaften“ am Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig.

Redaktion