Forschungsquartett | Gehen oder Bleiben?

Aufbruch ins Ungewisse

Was passiert, wenn Nomaden sesshaft werden? Haben Zugvögel eine Art Navi in den Genen? Und wie fühlen sich Menschen eigentlich nach der Migration im neuen Heimatland? Darum geht es in der langen Folge des Forschungsquartetts.

Das Forschungsquartett – dieses Mal in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft

Europäische Migration

Gehen oder Bleiben? Menschen, die sich für Migration entscheiden und ihre Heimat verlassen, haben dafür viele Gründe. Im Vordergrund steht meist die Hoffnung auf ein besseres Leben. Migration heißt für die Menschen auch, Teil einer anderen Gesellschaft zu werden und in der neuen Heimat alt zu werden. Wie geht es den Menschen damit? Inwiefern fühlen sie sich im Alter in ihrer neuen Heimat angekommen? Hat sich die Migration für sie gelohnt? Und wovon hängt das ab? Stefan Gruber versucht genau das herauszufinden. Er forscht zur Migration in Europa am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München.

Genetik des Vogelzugs

Nicht nur Menschen, auch Vögel verlassen ihre Heimat. Die meisten der in Deutschland einheimischen Brutvögel ziehen demnächst in ihr Winterquartier gen Süden. Besonders faszinierend: Auch die Jungvögel unternehmen diese Reise – und obwohl ihre Eltern nicht dabei sind, wissen diese Neulinge ganz genau, wo es langgeht. Man geht deshalb davon aus, dass das Wissen genetisch vererbt wird. Welche Gene das sein könnten, will Miriam Liedvogel rausfinden. Sie ist Direktorin am ​​Institut für Vogelforschung in Wilhelmshaven und arbeitet am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön. 

Ich will verstehen: Was sind diese Gene, die dieses komplexe Zugverhalten koordinieren? Wie wird Richtung codiert?

Prof. Dr. Miriam Liedvogel vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön

Foto: Sebastian Neumann

Nomaden, die sesshaft werden

Immer mehr Menschen ziehen vom Land in die Stadt – auch in vielen afrikanischen Ländern. Das zeigt ein Sachstand des Deutschen Bundestages zur Urbanisierung in Afrika von 2020. In der Stadt sesshaft zu werden, ist auch für das Nomadenvolk der Wodaabe im Niger in den letzten Jahren zu einer Option geworden. Was bedeutet das für ihre Kultur? Florian Köhler ist Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle. Er untersucht, wie sich kollektive Identitäten und Beziehungen zu anderen sozialen Gruppen verändern, wenn Nomaden sesshaft werden.

Das Leben in der Stadt ist ein Bruch mit dem Nomadenleben, aber es gibt auch Kontinuitäten. Die Herausforderungen dieser Art der Migration sind den bisherigen Herausforderungen nämlich sehr ähnlich.

Florian Köhler, Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle

Foto: Max-Planck Institut für ethnologische Forschung, Halle

Über die verschiedenen Forschungsprojekte der Max-Planck-Gesellschaft zum Themenschwerpunkt „Gehen oder bleiben?“ hat detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth mit den detektor.fm-Redakteurinnen Charlotte Müller und Lina Kordes gesprochen.