Ein Fernsehdiskussion und keine Frau in der Runde? Ein Gruppenfoto eines internationalen Unternehmens und nicht eine Person of Colour im Vorstand? Solche Bilder werden sofort diskutiert und es wird schnell auf mangelnde Diversität hingewiesen. Der Sensibilität für das Thema stehen auch Proteste und eine extreme Rechte gegenüber, die sich zunehmend Gehör verschafft und gegen Migration und Vielfalt wettert.
Dadurch entstehe in den Medien aber ein schiefes Bild, eine „false balance„, als würden zwei gleichgewichtete Meinungen diskutiert, sagt Karen Schönwälder. Die Politikwissenschaftlerin vom Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften untersucht, wie offen die deutsche Gesellschaft tatsächlich gegenüber Diversität und Migration ist.
Ihre Forschung zeigt: Mehr als vielleicht erwartet. Um diese Unterstützung differenzierter zu verstehen, hat sie mit ihrer Forschungsgruppe etwa 3 000 Menschen befragt.
Wünschenswerte Diversität?
Schönwälder beobachtet heutzutage einen starken Freiheitsgewinn und weit mehr Möglichkeiten, zu entscheiden, wie wir leben wollen. Stichwort: diverse Lebensentwürfe. Sie wäre aber vorsichtig, Diversität zu idealisieren. Denn Ungleichheit existiert weiter, nur eben ökonomisch. Für Arme sind die Möglichkeiten, sich zu entfalten, weiter eingeschränkt.
Was Integration bedeutet
Karen Schönwälder spricht daher von Integration, wenn Migrantinnen und Migranten „gleiche Ungleichheit“ erleben, wenn also nicht mehr ihre Einwanderung die Lebensbedingungen bestimmt. Das ist auch ein Blickwechsel: weg von dem Verhalten der Menschen, die einwandern, hin zur Gesellschaft.
Für Schönwälder ist die brennende Frage darum die der politischen Partizipation. Daran will sie auch als nächstes forschen: Schaffen Migrantinnen und Migranten es in Deutschland mitzureden?
Lara-Lena Gödde von detektor.fm spricht mit Karen Schönwälder bei „Ach, Mensch!“ darüber, was Diversität und Integration bedeuten und wie eine diverse Gesellschaft zu erreichen wäre.