Forschungsquartett | Wut

Welchen Sinn hat Wut?

Es gibt im Moment viele Gründe, um wütend zu sein. Und so schlecht sie sich auch anfühlt: Wut kann auch helfen, persönliche Grenzen aufzuzeigen.

Wut kommunizieren, statt wegstecken

„Lockdown Light“, die Wahlen in den USA oder der Terror in Frankreich, Österreich und anderswo: Es gibt gerade viele Gründe, um wütend zu sein. Aber Wut kann auch helfen: Zum Beispiel, um persönliche Grenzen aufzuzeigen. Wenn sie sich Bahn bricht, dann gehen auch schnell mal Beziehungen oder Gegenstände zu Bruch.

Wenn wir für andere Menschen prosoziale Gefühle haben, dann kann diese Wut bewirken, dass wir auch etwas Positives anstoßen. Wir können aber auch sehr destruktiv sein. Das ist nicht ein konstruktiver Ärger und das ist das führt zu keinem guten Ende.

Dr. Verena Kast, Psychologin und Professorin für Psychologie, Universität Zürich

Foto: privat

Aber auch unterdrückter Ärger kann Schaden anrichten. Er kann zum Beispiel Depressionen auslösen.

Wenn ich diesen Ärger nicht in den Griff bekomme, weil ich nicht über das rede, was darunter liegt, dann wird das gesundheitsschädlich.

Dr. Imke Herrmann, Psychologische Psychotherapeutin / Ausbilderin und Supervisorin in emotionsfokussierter Therapie

Was passiert im Gehirn?

Wut ist im Gehirn eng verbunden mit der Furcht. Beide sollen in gefährlichen Situationen helfen, dass eine schnelle Entscheidung getroffen werden kann: Entweder tritt man die Flucht an oder kämpft. In beiden Fällen werden die Muskeln angespannt und Adrenalin ausgeschüttet. Im Gehirn wird der Ärger in der Amygdala im Gehirn ausgelöst. Das kann man auch im MRT sehen.

Der Blutdruck erhöht sich, die Atmung und die Muskelspannung verändern sich, um uns auf diese Kampf- oder Flucht-Situationen vorzubereiten.

Dr. Nina Marsh, NEMO (Neuromodulation of Emotion) Lab an der Karl-Jaspers-Klinik und der Fakultät für Medizin & Gesundheitswissenschaften Carl von Ossietzky University of Oldenburg

Foto: Rolf Müller / UK Bonn

Die detektor.fm-Moderatorin Leora Koch und die Redakteurin Esther Stephan begeben sich auf die Suche nach dem Sinn der Wut. Dazu hat Esther mit der Psychologin Dr. Verena Kast gesprochen. Sie arbeitet schon lange in der Therapie, an der Universität Zürich und als Gerichtsgutachterin. Die Psychologin Dr. Imke Herrmann hat eine Praxis für emotionsfokussierte Therapie und weiß, wie man mit Emotionen am besten umgeht. Dr. Nina Marsh vom NEMO Lab an der Universität Oldenburg erzählt, was im Gehirn passiert, wenn man wütend ist.

 

fMRT-Bild, in dem beide Amygdalae aktiviert sind. Das ist zum Beispiel bei Furcht oder Wut der Fall. Foto: Das Bild entstammt der Publikation von Schultz et al. 2019, und ist verfügbar unter den Bedingungen der CC-BY 4.0 Lizenz

Redaktion